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Timur Vermes hat mit "Er ist wieder da" eine Satire hingelegt, die zu Recht Beachtung bekommt, weil sie geschickt durchdacht und mit ambivalenten Finessen aufwartet. Unfreiwilliger und wirklich gut konstruierter Humor inklusive. Noch besser wird es in dem Fall, wenn Stromberg Christoph Maria Herbst in seiner unnachahmlichen Art den Führer beim Hörbuch Leben einhaucht, aber so, als ob man meinen würde, er ist wirklich wieder da. Besser geht es kaum und so dachten viele, dass er auch bei der Verfilmung nicht wegzudenken ist, wenn der im Berlin 2014 plötzlich erwachte Führer seine Sympathie für die Grünen grotesk, aber schlüssig erklärt, die NPD zur absoluten Lachnummer degradiert, über die technischen Errungenschaften positiv wie negativ sinniert oder auch sich uberraschend wohlgesonnen zur Entwicklung mit dem Ottomanenreich äußert, weil ja der Türke hier offensichtlich groß Einzug erhalten hat.

Vermes wirklich gut durchdachte Satire und Stromberg als Hitler sind köstlich und das hätte auch schon filmisch funktionieren können. David Wnendt setzt zwar Herbst ein, lässt auch den zweiten großen Hitler Imitator Michael Kessler auftreten, aber beide in Nebenrollen. Über Sinn und Unsinn lässt sich diskutieren. Man möchte alles, irgendwie Doku, dann wieder Film und bastelt daher so an der Vorlage, um am Ende mit der großen Moral-Keule zu warnen. Es darf sich gefragt werden, ob der Betrachter schon für so blöd gehalten wird, dass man die Ironie und den Sarkasmus mit dem Dampfhammer einprügeln muss?

Die Wahl des Führers viel auf Oliver Masucci, weil Stromberg zu viele erkannt hätten. Er macht die Sache nicht schlecht, keine Frage, aber oft wirkt vieles im Vergleich zu den gewieften Gedanken, die Herbst im Hörbuch artikuliert, recht plump. Der Führer fragt das Volk, das darf sich weitgehend blamieren und dabei demontiert man für diesen dokumentarischen Teil die Buchvorlage, die in erster Linie Satire ist und nicht moralischer Weckruf mit Leuchtschrift.

Teilweise ist das witzig und wenn Herbst als Redakteur den Bruno Ganz im "Untergang" mimt, wie der seinerzeit als Hitler die Generäle cholerisch zur Sau macht, ist das eine nette Anspielung, aber zeigt unfreiwillig auch, was möglich gewesen wäre ohne diesen Moral-Doku-Anteil, der viel vom Original zum Unguten auffrisst. So lebt der filmische Teil von "Er ist wieder da" von Situationskomik und das ist zu wenig, weil der Moral schwingengende Realo-Teil zu viel plakativ kastriert. Damit das Pegida-Volk auch ja die Message kapiert. (5/10)

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