Urs Blank (Moritz Bleibtreu) ist ein angesehener Wirtschaftsanwalt, der gerade der Fusion zweier Pharmakonzerne den Weg bereitet, als sich der bei den Verhandlungen unterlegene Geschäftspartner vor Urs’ Auge erschießt. Am gleichen Tag trennt er sich von seiner Frau und besucht mit der unkonventionellen Lucille (Nora von Waldstätten) eine Party, bei der halluzinogene Pilze konsumiert werden…
„And if your head explodes with dark forebodings too. I'll see you on the dark side of the moon.” In der Romanvorlage von Martin Suter werden Zitate aus dem berühmten Pink Floyd Album leitmotivisch verwendet, im Film bleibt es – schon aus Kostengründen - bei dem T-Shirt mit dem Plattenmotiv, welches Lucille trägt, als sie Urs auf einem Wald-Flohmarkt kennenlernt. „Diese Platte hatte ich auch einmal“, meint der Wirtschaftsanwalt, der nicht ahnt, dass seine dunkle Seite bald ganz unabhängig von den Mondphasen zu Tage treten wird. Nach Genuss der Magic Mushrooms gerät der im Drogenkonsum unerfahrene Urs auf einen nicht enden wollenden Trip, der den kühl berechnenden Anwalt zu so heftigen, wie plötzlichen Aggressionsschüben treibt. Noch während der Party schlägt er Lucille nieder, erwürgt am nächsten Tag ihre nervende Katze und ersticht erst widerwillig, dann mit aggressiver Lust einen angeschossenen Hirsch. Womit seine Gewaltausbrüche längst nicht abschließend aufgeführt sind, auf jeden Fall spielt Moritz Bleibtreu seine Hauptrolle wieder einmal großartig. Ansonsten oft als Sympathieträger eingesetzt („Lammbock“ 2001, „Die 4. Macht“ 2012), hat er hier spätestens mit dem Katzenmord sein Publikum verloren, Zurück bleiben Bewunderer seiner Kunst, denn Bleibtreu flucht und fleht, wimmert und schreit, ist mal eiskalt, mal ein gebrochener Mann. Als einer der stärksten Mimen seiner Generation trifft er in „Die Dunkle Seite des Mondes“ auf einen der bekanntestenVertreter der vorangegangenen: Jürgen Prochnow („Der Wüstenplanet“ 1984, „Der Bulle und das Mädchen“ 1985) spielt solide seine ihm längst national und international zu eigen gewordene Rolle als fieser Bösewicht, der sich diesmal als Chef eines Chemiegiganten getarnt hat. Dass die ganze Branche nicht gut wegkommt, versteht sich von selbst, ist dann aber doch nur Hintergrund für eine Geschichte, die vom ersten Moment an spannend und kurzweilig inszeniert ist. „Wir hatten nur ein bisschen mehr Geld, als man sonst für eine Tatort bekommt“, sagt der TV-erprobte Stephan Rick über seinen zweiten Kinofilm nach „Unter Nachbarn“ (2011). Dann ist es wohl der Verdienst des Regisseurs, dass man es seinem gerade mit seine tollen Bilden punktenden Thriller nicht ansieht. (7,5/10)