Review

Bereits 2014 fertig gestellt, sollte der Streifen 2015 in den französischen Kinos anlaufen, doch aufgrund zweier trauriger Ereignisse kam es schließlich nur zur Auswertung fürs Heimkino.
Auf inhaltlicher Ebene ist er leider längst von der Realität eingeholt worden, was „Made in France“ umso bedrückender wirken lässt.

Journalist Sam (Malik Zidi) infiltriert eine Gruppe junger Islamisten, die in ihrer Wut auf die westliche Welt zu allem bereit scheinen. Als Hassan (Dimitri Storoge) vom Trainingslager aus Pakistan zurückkehrt, scheinen die drei Männer um Sam ihren Wegweiser für den Dschihad gefunden zu haben. Sam kontaktiert die Polizei, doch diese besteht weiterhin auf seinen Einsatz, um irgendwie an die Hintermänner zu gelangen…

Recht nüchtern erzählt Autor und Regisseur Nicolas Boukhrief von jungen, eigentlich orientierungslosen Männern, die sich von Hasspredigern leiten lassen, jedoch nicht gänzlich den westlichen Werten absprechen, wie Hobbyboxer Sidi, der Muhammad Ali als Vorbild hat oder Christophe, der offenbar auf Hollywoodkino steht. Mittendrin Sam, dem Angst und Unsicherheit stets im Gesicht geschrieben stehen, wobei nie ganz klar wird, warum er sich auf dieses Himmelfahrtskommando einlässt.

Auch Hassans Beweggründe bleiben recht vage, da man nur erahnen kann, inwieweit sich das Trainingslager ausgewirkt hat. Insofern bleiben etwaige Motivationen oftmals nur angedeutet, erschreckend realistisch wirkt jedoch, wie nahezu unbemerkt eine kleine Zelle aktiv werden kann und wie Gruppendynamik auf jeden einzelnen einwirkt und lenkt.
Während diverser Interaktionen ist die Erzählung am stärksten, welche weder auf erwähnenswerte Aktion, noch auf übermäßige Härte setzt.

Handwerklich präsentiert Boukhrief ein grundsolides Fundament, eine stets treffende musikalische Untermalung und weitgehend unbekannte Mimen, die mit Eifer, jedoch nie zuviel bei der Sache sind. Die Ausstattung geht in Ordnung und die wenigen Effekte fallen ansehnlich aus, jedoch hätte man sich insgesamt ein wenig mehr Lokalkolorit gewünscht.

Natürlich kommt die Story im Endeffekt nicht um einige Klischees herum und das Verhalten der Polizei oder des Geheimdienstes ist mehr als fragwürdig. Demgegenüber packt die Situation um Sam, der stets zwischen den Stühlen schwankt, aus nachvollziehbaren Gründen jedoch auch eine gewisse Nähe zu seinen „Brüdern“ aufbaut.
Ein unbequemer, weil überwiegend authentisch wirkender Streifen, der Freunden ruhiger Polit-Dramen durchaus nahe gelegt werden kann.
6,5 von 10

Details
Ähnliche Filme