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Kaum ist James Bond Nummer 24 draußen, wird bereits gemunkelt, wie die Jubiläumsausgabe ausfallen könnte. Nicht unwahrscheinlich, dass vor und hinter der Kamera gewechselt wird, denn Regisseur Sam Mendes scheint der Aufwand zu groß und Daniel Craig findet offenbar keinen Reiz mehr an der Figur. "Spectre" hat durchaus seine tollen Momente, doch selten zuvor gab es bei einem Bond Leerlauf, der so deutlich spürbar wird, wie in den vorliegenden, teils überlangen 148 Minuten.

Nach einem brisanten Einsatz in Mexiko wird 007 suspendiert, M hat hingegen Probleme, den MI6 zusammenzuhalten, da die Stilllegung der Organisation von höherer Stufe angestrebt wird. Derweil versucht Bond an den Drahtzieher der Organisation "Spectre" heranzukommen, was mit einigen bösen Erinnerungen an vergangene Einsätze einhergeht...

Für Nostalgie-Freunde sind erstaunlich viele Referenzen auszumachen und zahlreiche Zitate erinnern an diverse Vorgänger. Die Zutaten sind bekannt, nur die Gewichtung jener ist dem Unterhaltungswert nicht immer förderlich.
Nach einem grandiosen Einstieg in Mexiko während des Totenfestes und einem spektakulärem Kampf in einem trudelnden Helikopter benötigt es eine Weile, bis das Treiben wieder an Fahrt aufnimmt. Bis auf ein kleines Autorennen passiert in Rom nicht allzu viel, in den Alpen kommt es immerhin zu einer Verfolgung mit einem kleinen Flugzeug, der Fight in einem Zug in der Wüste geht in Ordnung, nur gegen Ende fallen die Schauwerte ein wenig flach, wogegen das Timing in einem labyrinthartigen Gebäude recht gelungen ist.

Leider zündet die Liebesgeschichte überhaupt nicht und wirkt reichlich konstruiert und auch die Bösen kommen eher blass und austauschbar daher. Dave Bautista teilt als stummer Hüne zwar gut aus, erfüllt jedoch eigentlich keine wirkliche Funktion. Monica Bellucci ist noch nicht einmal ein Bond-Girl, sie wird im Grunde völlig verschenkt, während der gute Christoph Waltz sein bekanntes Bösewicht-Programm abspult, dabei jedoch zu routiniert und durchschaubar performt. Léa Seydoux ist als Gespielin passabel, Andrew Scott als dubioser Agent recht gut und Craig spielt gewohnt cool, allerdings auch nicht sonderlich nuanciert.

Die Story will es, dass ein wenig in der Vergangenheit gekramt wird, was allerdings nur wenige Überraschungen birgt und noch weniger Spannung aufkommen lässt. Die Tragik der Hauptfigur wird gegen Ende sogar etwas ad absurdum geführt, wogegen die partielle Rückkehr zu einigen Wurzeln durchaus löblich ist. Ein paar Gimmicks mehr als eine nahezu harmlose Armbanduhr hätte Q letztlich schon springen lassen können, - diesbezüglich mangelt es deutlich an irrwitzigen Ideen, zumal die Fortbewegungsmittel wenig spektakulär ausfallen.

Der nervig gesungene Titelsong mit beinahe ohrenbetäubender Kopfstimme ist natürlich Geschmackssache, doch so wirklich kommt Bond bei seinem Abenteuer Nummer 24 nicht aus dem Quark. Eckpunkte wie Überwachungspolitik bleiben nahezu ohne Pointe, die Action lässt oftmals zu lang auf sich warten, während Aufheiterungen kaum vorzufinden sind und nachdenklich stimmende Momente eher den Drive herausnehmen.
Bis auf die Massenszenen und die durchweg toll in Szene gesetzten Effekte mangelt es merklich an erinnerungswürdigen Höhepunkten, - offenbar ist die Luft bei einigen Beteiligten tatsächlich raus.
6 von 10

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