Der zweite Bond von Regisseur Sam Mendes trägt erneut wieder seine unverwechselbare Handschrift: Das bedeutet, hier wirken auch die Actionszenen nicht nur bodenständig genug um sie für realistisch zu halten sondern man kann sie schon beinahe gemächlich nennen.
Will nicht heißen, dass es hier nicht rasant zugeht, nein, nur wer ein Schnitt-Stakkato erwartet, wird enttäuscht werden.
Alles hat seine Zeit, dieser Satz herrscht in "Spectre" vor.
Nun bekommt Bond endlich eine geeignete Partnerin zur Seite gestellt und auch einen würdigen Gegenspieler (natürlich einen bösen Europäer) - könnte man denken, wenn der Abspann läuft.
Sam Mendes ist der richtige Mann für diese Art von Bond - lange Einstellungen, viel Screentime für die Darsteller und eine realistische Geschichte ohne allzu unrealistische Wendungen und Haken.
Dazu einen gewohnt ernsten Daniel Craig, eine geheimnisvoll agierende Monica Bellucci als Minute-Girl und natürlich Léa Seydoux als Bond-Girl.
Diese ist ein starker Charakter und das nicht nur, weil sie sich auch zu verteidigen weiss. Eine Frau, die mit kühler Präsenz glänzt und dabei Bond, dieses Mal auch ganz ohne böse Absichten, um den kleinen Finger wickelt. Ähnlich wie Naomie Harris es in "Skyfall" bereits andeutete, sind die anschmiegsamen Frauen im Bond-Universum wohl endgültig Geschichte.
Ralph Fiennes und besagte Naomie Harris (die sogar einen Partner hat und nicht mehr die frustriert wirkende Sekretärin aus den Brosnan-Bonds ist) geben dem smarten 007 Schützenhilfe in einem Plot, der nicht zusammengeschustert wirkt, sondern sogar recht zeitgemäss mit globaler Überwachung daherkommt - natürlich winkt auch hier die Weltherrschaft aus einer dunklen Ecke.
Ben Whishaw als nerdiger Quartiermeister und Dave Bautista als beinahe stummer Schläger ergänzen des Cast recht gut und man vermisst niemanden in dieser vergleichsweise übersichtlichen Riege.
Kommen wir nun zum Bösewicht, der ja häufig Dreh- und Angelpunkt bei einem 007-Film ist.
Die Erwartungen waren sehr hoch bei mir, hat Christoph Waltz nicht nur mit seinem Spiel in "Inglourious Basterds" und "Django Unchained" nachhaltig beeindruckt und in "Der Gott des Gemetzels" ein wunderbares Arschloch sein dürfen, auch seine österreichische Herkunft war irgendwie eine gute Voraussetzung für die Rolle des Schurken in einem Bond-Film.
Enttäuscht hat er nicht, er spielt gewohnt hintergründig und ist auch an den richtigen Stellen ernst und emotionslos aber an einen Gert Fröbe oder Curd Jürgens kommt er leider nicht ran.
Zu klein seine Rolle, zu selten seine Auftritte auch wenn sich schliesslich beinahe der gesamte Film um ihn dreht.
Er wirkt einfach zu berechnend und zu wenig wahnsinnig (auch wenn es ein abgedroschener Charakterzug ist).
Eine nette Wendung ist die Enthüllung seines Namens und natürlich seine Vorliebe für weisse Katzen, damit hat er einen grossen Schritt vor ins Bond-Universum getan.
Doch nachhaltig erinnern werde ich mich nicht an ihn in "Spectre".
Unter dem Strich bleibt ein stilvoller und sehr guter Film aus der Serie um den Agenten mit der Lizenz zum Töten, der da weitermacht, wo "Skyfall" aufgehört hat und alle Craig-Bonds storytechnisch erneut zusammenführt.
Was die Zukunft bringen wird, kann man nur vermuten aber sollte die Serie nicht fortgesetzt werden, kann man "Spectre" als würdigen Schluss mit sehr gutem Gewissen stehen lassen - Sam Mendes sei Dank!