Review
von Leimbacher-Mario
The Wald Warrior
Noch so ein Debüt was beeindruckte - Stephen Fingletons "The Survivalist", eine weitere Brit-Sensation. In extrem ruhigen Bildern & nahezu dialoglos, wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der alleine & abgeschottet im Wald lebt. Man merkt schnell, dass es nicht mehr unsere Welt ist, eher eine Art Endzeit in grün, Mad Max auf mute - ziemlich fesselnd & erfreulich anders. Es geht schon eindringlich los, mit minimalistischen Linien, die die Weltbevölkerung & die Ölproduktion zeigen... und wie die eine, die andere beeinflusst & im Endeffekt kollabieren lässt. So einfach & so genial. Genau so ist auch der gesamte Film/Überlebenskampf im nordirischen (?) Wald - ernüchternd, blank, intim, nackt, auf das Minimum & unsere Instinkte beschränkt. Kein Film für Massen, eher für Endzeit-Genießer. Ein Mix aus "Mad Max" & "Children of Men" - nur gedrosselt, entschleunigt & intensiviert. Das Ende in SlowMotion.
Für eine bessere Wertung passiert mir etwas zu wenig, die enorme (An)Spannung hätte man für mehr "Gefahren"-Szenen nutzen sollen. Die wenigen Darsteller dagegen sind top & passen sich dem nackten Szenario an - zwischen ihnen & dem Publikum bleibt nichts verborgen. Egal ob Sex, Waschen, Pinkeln, Pflanzen oder Töten - hier wird blank gezogen. 100% Realismus - karg, grau/grün, brutal, ohne Scheu. Spektakel ist woanders, hier ist Unspektakel. Wie die Menschheit hier auf dem Boden liegt & seziert wird, aber hartnäckig überlegt, ist beeindruckend, ebenso die gleichzeitig & gegensätzlich dazu erblühende & die Welt zurückerobernde Natur. Fantastische & fast schon meditative Naturaufnahmen & Momente unterstützen den antizyklischen Verlauf dieser zwei so verschiedenen Mächte. Auch zu Themen wie (Geschlechter)Hierarchie & Skepsis der Überlebenden gegenüber alles & jedem, kann man sich massig Gedanken machen. Überleben ist hier alles & vielleicht so griffig & hart wie nie. Ganz besondere Arthouse-Dystopie, die Irland wieder mal hervorragend international vertritt.
Fazit: stand ein Männlein im Walde - und eigentlich passiert nichts. Atmosphärisch dicht & eindringlich intim, mir allerdings zu arm an Handlung & Spannung die platzt. Aber Wald war selten so grün & hübsch!