Die Soska-Schwestern Jen und Sylvia machten mit „American Mary“ auf sich aufmerksam und wurden darauf vom WWE-Studio angeheuert. Erst durften sie in „See No Evil 2“ einen Wrestler der Liga in Szene setzten, danach in „Vendetta“.
Der Cop Mason Danvers (Dean Cain) und sein Partner Joel Gainer (Benjamin Hollingsworth) jagen nach dem verbrecherischen Brüderduo Victor (Paul ‘Big Show‘ Wight) und Griffin Abbott (Aleks Paunovic), die sie in einer verlassenen Fabrik stellen können – was der Anlass für mehrere, miteinander verschränkte Racheakte ist, die dem Film verdient den Titel „Vendetta“ einbringen. Denn in bester Genretradition sind sowohl der Cop als auch der Berufsverbrecher von ihrer Arbeit getriebene Profis, die Kränkungen wie eine Verhaftung nur schwer verwinden.
So folgt der erste Racheakt, nachdem ein wichtiger Kronzeuge verschwindet und die Abbott-Brüder aufgrund des daraus resultierenden Mangels an Beweisen freigelassen werden müssen: Victor sucht Danvers‘ Heim auf und prügelt die schwangere Frau des Cops vor dessen Augen zu Tode, ehe er sich erneut verhaften lässt. Dem Cop wiederum ist dies nicht genug: Er macht den Aufenthaltsort von Griffin ausfindig, wo er ihn mitsamt seiner Handlanger erschießt, ehe er sich von Joel festnehmen lässt. „Vendetta“ vermittelt eine grimmige Weltsicht mit der Darstellung einer unaufhaltsamen Gewaltspirale, die sicher nicht in den kritischen Tiefen von „Assault on Precinct 13“ oder „History of Violence“ forscht, dem Film aber einen einnehmenden Touch gibt, der in seinen besten Momenten an die rauen Genrefilme der Maverick Directors erinnert.
Mason kommt für seine Taten ins Gefängnis – genau in jenen Knast, in dem auch Victor sitzt und sich bereits als Chef jeglicher krimineller Geschäfte in der Bude etabliert hat. Da die beiden noch eine Rechnung offen haben, läuft es auf eine brutale Konfrontation hinaus…
Dass Victor Mason nicht sofort nach seiner Ankunft von seinen Handlangern massakrieren lässt, erklärt der Film halbwegs überzeugend damit, dass der arrogante Gefängnisdirektor Snyder (Michael Eklund) noch ein Wörtchen mitzureden hat und seine helfende Hand über Mason hält, aus selbstsüchtigen Motiven. Die Enthüllung über den Dreck an des Direktors Stecken kommt früh hinaus, verwundert den genreerfahrenen Zuschauer nicht mehr. Denn zum einen verhält er sich schon beim ersten Gespräch mit Mason so arrogant und widerlich, dass an seiner schlechten Gesinnung kein Zweifel besteht, zum anderen sich Gefängnisdirektoren in derartigen Actionfilmen ja eh meist Sadisten oder Verbrecher. Und neue Wege beschreitet „Vendetta“ keinesfalls, sondern badet lieber in Klischees: Der brutale Chef des Wachtrupps, der als Snyders Kettenhund fungiert, der gute Wärter, der sich aber nicht traut aufzumucken, die Handlanger Victors, die hantelstemmenden Gangs, die weisen, netten Altinsassen des Knasts – „Vendetta“ hat wirklich jede Figur, die man in so einem Film erwartet.
Doch das ist nicht so tragisch, denn „Vendetta“ gibt auch nie vor mehr zu sein als er ist. Die Intrigen des Direktors sorgen dafür, dass der Showdown zwischen Victor und Mason bis zum Ende hinausgezögert wird, und schaffen ein paar Plottwists, die aber weniger überraschen als den Motor des Films am Laufen halten. Ähnlich sieht es bei einer Szene im Finale aus, in der gleich mehrere Gefangene während eines Aufstandes Victor immer genau dann vor die Flinte laufen, wenn er Mason abknallen will, damit geklärt ist, warum es nachher zum Nahkampf kommt. Doch so einfach gestrickt der Film auch ist, so ist er doch effektiv und atmosphärisch dicht. Mit rauer, nahezu nihilistischer Weltsicht erzählt er davon wie beide Gegner über Leichen gehen, Leute aus dem Umfeld des anderen umbringen um ihn zu schaden. Auch der Cop mordet hinterrücks und eiskalt, auch wenn es Verbrecher sind, die es irgendwo verdient haben, wobei es erfreulich ist, dass der Film seinen Weg konsequent zu Ende geht, dass es für den gebrochenen Antihelden am Ende kein klassisches Happy End mit Freilassung gibt, sondern nur das erreichte Ziel der Rache, egal zu welchem Preis.
Das alles machen die Soska-Schwestern auf der Basis eines eher schmalen Budgets, was sich manchmal in den kargen Setting niederschlägt, manchmal auch in den eher kostengünstig animierten CGI-Einschüssen. Geballert wird aber eh nicht so viel, meist sprechen hier die Fäuste oder die typischen improvisierten Gefängniswaffen, von angespitzten Kugelschreibern bis hin zu Schlagringen Marke Eigenbau. Dabei gibt es kein kunstvolles Knastgefighte als in den „Undisputed“-Filmen, aber noch etwas mehr Choreographie als bei „Brawl in Cell Block 99“. Das ist beizeiten durchaus hart, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten ansprechend in Szene gesetzt und durchaus launig, aber auch nicht die obere Klasse des B-Actionfilms – da hätten die Prügeleien noch etwas einfallsreicher ausfallen müssen. Was dagegen durchweg stimmt, ist die musikalische Untermalung des Films, nicht nur in den Kampfszenen.
In den Fights erweist sich Dean Cain als glaubwürdiger Brawler und auch sonst ist der ehemaliger TV-Superman, der im Schatten jener Rolle nie aus Nebenrollen und B-Movies herauskam, eine ziemlich gute Besetzung für den rachegetriebenen Wüterich, dessen Handeln lediglich im Zeichen der Vergeltung steht. Sein Gegenspieler, der Wrestler Paul Wight alias Big Show, ist zwar kein großartiger Mime, aber gerade von der Statur her eine imposante Erscheinung, die kombiniert mit seiner soliden Fieslingsdarstellung für einen brauchbaren Antagonisten reicht. Michael Eklund overactet gelegentlich, was aber zu seinem leicht exaltierten Schurkendirektor passt, während der Rest vom Fest seine Standardrollen solide bis gut ausfüllt ohne zu glänzen.
So bleibt ein grundsolider Knastbrawler mit brauchbarer Action, recht guter Besetzung und einer beeindruckenden, rauen Grundstimmung. Drehbuchtechnisch ist das alles Standard, das Budget nicht üppig, aber aus den wenigen Mitteln erschaffen die Soska-Twins ein gelungenes B-Movie, das nicht den ganz den Sprung in die Königsklasse schafft, aber unterm Strich dennoch überzeugt.