Review

kurz angerissen*

Formell nahezu makellos gleitet Spielberg durch den historischen Stoff. Der Erzählbogen ist als meisterhaft zu bezeichnen, immer am emotionalen Puls gelegen: Wenn es mal wieder eine Prise Humor braucht, wird sie geliefert (oft über den herzhaft aufspielenden Mark Rylance, manchmal auch über Hanks oder diverse kleine Nebenrollen), wenn nicht, bleibt sie aus. Spannungsmittel werden dezent und äußerst wirksam eingesetzt. Kaminsky liefert mal wieder Bilder von besonderer Pracht. Hanks spielt so selbstverständlich, dass man den Idealismus seiner Figur als glaubwürdig erachtet, ebenso wie die fast kindliche "warum nicht"-Einstellung, mit der er sich als Unterhändler probiert. Die Zustände während des Kalten Krieges werden auf ein allgemein verständliches Niveau herunterskaliert, ohne dass deswegen die politische Komplexität in den Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion (mit Ostdeutschland als dritter Partei, die ins Geschehen eingreift) verloren ginge. Obgleich das Quid-Pro-Quo-Szenario viele Schwarzweißkontraste verwendet, wird die Kritik am Vorgehen des Gegners stets auf das amerikanische Volk und seine Entscheidungsträger zurückprojiziert. Überhaupt ist gerade das die moralische Quintessenz von "Bridge Of Spies".

Nur in einzelnen Einstellungen übertreibt es Spielberg. Die Diskussionen innerhalb der eigenen Familie darüber, mit welcher ethnischen Auffassung der Anwalt seinen Beruf betrachtet, deuten bereits auf ein Lehrstück hin, das dann am Ende auch erwartungsgemäß geliefert wird. Kinder springen symbolisch über amerikanische Nachbarszäune und demonstrieren Freiheit und Lebensfreude, als Überblendung einer identisch arrangierten Szene aus dem Ostdeutschland-Abschnitt, in der ein flüchtendes Paar erschossen wird beim Versuch, die Mauer zu überwinden. Hier greifen Spielbergs Konventionen des Traumes vom Familienidyll unnötigerweise um sich und trüben das formell einwandfreie Werk zumindest leicht.

*weitere Informationen: siehe Profil

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