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Dänemark, Ende Mai 1945: eine Gruppe von 14 deutschen Kriegsgefangenen zwischen 16 und 18 Jahren wird gezwungen einen Streifen der dänischen Küste von den Landminen zu räumen, welche die Wehrmacht dort vergraben hatte. Unter der Führung des unbarmherzigen Unteroffiziers Rassmussen (Roland Møller) leiden die jungen Männer Hunger während ihrer gefährlichen Arbeit…

Als Teil des sog. Atlantikwalls, der vor einer möglichen alliierten Invasion aus nördlicher Richtung schützen sollte, hat die deutsche Armee an den dänischen Küsten sage und schreibe 2,2 Millionen Landminen vergraben. Da nach den Genfer Konventionen Zwangsarbeit für Kriegsgefangene verboten ist, wurden die deutschen Soldaten einfach zu Freiwilligen ernannt. Wie im Film waren es meist ganz junge Männer, wie sie von Hitler zuvor bereits in großer Zahl als „Volkssturm“ im längst verlorenen Krieg verheizt wurden. Vae Victis. Die alte Weisheit gilt auch für jene, die zur Zeit der Machtergreifung der Nazis noch kleine Kinder waren, die mit brauner Ideologie aufgewachsen sind und den Krieg nur als schon jung gebrochene Männer überlebt haben. Der leitende Offizier erklärt ihnen zu Beginn unmissverständlich, dass sie in Dänemark nicht willkommen sind, bevor er sie in die Obhut seines Hauptmanns gibt, der zu Beginn des Films einen abziehenden deutschen Kriegsgefangenen brutal geschlagen und zusammen getreten hat. Roland Møller („Hijacking: Todesangst“ 2012, „Die Hüterin der Wahrheit“ 2015) ist großartig in der Rolle des knallharten Mannes, der wohlmöglich persönliche Gründe für seinen starken Hass gegen die Deutschen hat, welche aber nicht Gegenstand des Films sind. Hinter dem starren Blick des Darstellers schimmert irgendwann die Menschlichkeit hindurch, Møller macht seinen Wandel glaubhaft. Ganz stark ist die Szene als er einen Jungen mit Morphium ruhig stellt und ihn in den Schlaf wiegt, nachdem dessen Zwillingsbruder von einer Mine getötet wurde. Tief ergreifend auch der Moment als ein anderer junger Mann nach seiner Mutter ruft, nachdem er beide Arme verloren hat und ihn seine Kameraden vom Strand schleifen.
Regisseur Martin Zandvliet („Applause“ 2009, „A Funny Man“ 2011) hat nach eigenem Drehbuch einen ergreifenden Antikriegsfilm über die grausamen Folgen des Wahnsinns und die zu begleichende Kollektivschuld des einzelnen inszeniert, der mit 3 europäischen Filmpreisen 2016 für Kamera, Kostümbild und Maskenbild ausgezeichnet wird. (9/10)

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