Als Horrorfreund muss man sich ab und an mal ärgern, wenn drittklassiges Heavy Metal in Billigfilmen eingesetzt wird, weil die Macher meinen, die Szenerie würde dadurch erst so richtig böse. Meistens wirkt sie eher deplatziert und zerstört jegliche bis dato aufgebaute Atmosphäre. Regisseur Sean Byrne hingegen umgibt sich mit Genreklängen der ersten Garde und weiß sie effektiv einzusetzen.
Künstler und Heavy Metal Fan Jesse (Ethan Embry) zieht mit Frau Astrid (Shiri Appleby) und Tochter Zooey (Kiara Glasco) nach Texas in ein großes Farmhaus, welches wegen eines Doppelmordes zum Schleuderpreis ersteigert werden konnte. Doch dann erscheint der Sohn der Getöteten, Ray (Pruitt Taylor Vince), welcher zunächst harmlos auftritt. Gleichzeitig scheint Jesse bei seinen Malereien von einer unsichtbaren Instanz gelenkt zu werden, während sich seine Familie in Lebensgefahr befindet…
Es ist nicht unbedingt ein Werk speziell auf Headbanger zugeschnitten, doch diese werden die Sammlung von Klischees zu schätzen wissen, wenn der Maler von Reverse Flüstern gelenkt mit nacktem Oberkörper, zotteliger Mähne und beinahe irrem Blick vor der Staffelei steht, während in regelmäßigen Abständen die E-Gitarre ertönt und die Gemälde zusehends düsterer werden. Überhaupt ist die Familie erstaunlich positiv gezeichnet, sie kommt sofort sympathisch rüber, zudem stimmt die Chemie zwischen den Individuen.
Als Kontrast hierzu steht Ray, der dickleibige Glatzkopf im roten Jogginganzug, der wirkt, als würde er sich nie waschen und der ebenfalls eine Vorliebe für (sehr laute) Gitarrenklänge mitbringt. Was der Typ anstrebt, bleibt lange Zeit im Dunkeln, doch wenn er zuschlägt, geschieht dies unvermittelt und ohne Wimpernzucken. Dennoch finden Gorehounds hier nicht allzu viel Futter, da die meisten Gewaltakte lediglich angedeutet werden.
Byrne gelingt es über weite Strecken ohne paranormalen Nonsens auszukommen, obgleich alles auf der Okkultebene stattfindet. Es gibt lediglich jene Flüsterstimmen und gedämpfte Stimmen aus der Egowahrnehmung, vieles wird symbolträchtig angedeutet, manches auch offen in die Waagschale gelegt, wobei gegen Ende etwas übertrieben wird, was den Gesamteindruck jedoch kaum schmälert. Denn besonders die letzten zwanzig Minuten haben es teilweise in sich.
Auf der kompletten Habenseite ist neben dem Score und einigen gut platzierten Tracks von Bands wie Metallica oder Slayer die saubere Kameraarbeit zu nennen und die Riege der Mimen. Pruitt Taylor Vince scheint zwar ein wenig abboniert auf solche Rollen, doch diese meistert er mit Bravour und verkörpert eine effektive Mischung aus Ekel, Mitleid und Unbehagen. Absolut ebenbürtig performt Embry als besessener Maler, dem man den Hang zur Musik ebenso abnimmt, wie die uneingeschränkte Liebe zur Familie. Appleby hat demgegenüber eher wenig zu tun, holt jedoch noch relativ viel aus der undankbaren Rolle heraus, während Glasco speziell in prekären Situationen zu überzeugen weiß.
Einziges Manko ist die Schlichtheit und Vorhersehbarkeit der Handlung, denn windige Kniffe sucht man vergebens und aufgrund der bedachten Herangehensweise hätte man die eine oder andere überraschende Wendung vermutet, welche eben ausbleibt.
Dennoch liefert Byrne 76 Minuten teils spannende, teils optisch ansprechend komponierte Kost, welche einerseits sympathisch rüberkommt und andererseits durchweg Kurzweil bietet.
Knapp
7 von 10