Ein echt taffer Film aus der Türkei ohne Cüneyt Arkin? Und dann auch noch Horror mit Blut und Gekröse und so? Wo gibt's denn sowas? Na hier bei Baskin.
Um was geht's also? Um einen Döner welchem nach Zufuhr von toxischem Schafskäse tödliche Zähne wachsen und der daraufhin ahnunglose Imbissbesucher attackiert? Um eine verschleierte Killerin welche im Instanbuler Hinterwald Teenies mit 'nem Hähnchen bzw. Kalbspieß als Mordwaffe massakriert? Nee, ist beides nicht der Fall, und eigentlich kann man das was hier passiert zumindest auch nur oberflächlich wiedergeben.
Anfangs sieht man 5 Bullizisten in einer kleinen, abgeschotteten Gaststätte sitzen. Es wird sich über solch vielschichtige Themen wie's Hühnerficken und Sex mit Transen unterhalten. Sprich, die Typen schimpfworten und fluchen was das Zeug hält. Als der Kellner sich denkt, hui ist das witzig was die da so reden und sich das Grinsen nicht verkneifen kann, bekommt die arme Sau von einem der Polizisten kurzerhand auf's Maul gehauen. Ja es könnte also sein das unsere Protagonisten ein wenig ihre Autorität ausnutzen und nicht gerade die besorgten, typischen Gesetzeshüter sind. Jedenfalls sind sie mehr Mensch und authentischer als jede Teenie Nerv-und-Fick Bande aus den letzten 50 Ami-Slashern. Nachts bekommen unsere 5 Nice-Guys nach verlassen der Fressbude einen Anruf, das in der Nähe eines alten Gebäudes Unterstützung wünschenswert wäre. Das war es also mit dem verdienten Feierabend, ab in den Van gehüpft, eine alte Landstraße runtergefahren, crashen Sie in eine Kreatur die Ihnen vor's Auto springt...
Was hier von Anfang an auffällt ist, das trotz Fäkalsprache und markantem männlichem Verhalten die eigentliche Art des Filmes recht behäbig ist und eine Suspense in langen düsteren Kamerfahrten erzeugt die man sonst nur aus alten Horrorklassikern kennt. Stimmige Bilder in Rot und Blau getaucht, und ein brummender Grusel-Score deuten hier vehemennt an das alsbald irgendwas passieren wird. Die türkischen, wohl sehr unbekannten Darsteller machen ihr Ding recht gut, einzig Protagonist Arda (sieht in einigen Einstellungen Koks-und Partyfresse Charlie Sheen sehr ähnlich) übertreibt es manchmal mit dem Overacting.
Das sich anfangs viel Zeit gelassen wird bis die Jungs das alte Haus im Wald entdecken zu dem sie beordert wurden, stört nicht wirklich. Denn Regisseur Can Evrenol kriegt es auch gebacken eine verdammt stimmige Atmosphäre zu schaffen ohne das viel passiert. Als man nach einigen rätselhaften Andeutungen hier und da, die alte, ehemalige Polizeistation inspiziert, schwenkt die Ruhe rasch um: Was hier abgeht dürfte Zartbesaiteten auf den Magen oder die Psyche schlagen auch wenn so richtiger Splatter erstmal kaum zu sehen ist. Das abrissreife Gebäude ist Spielplatz für einen Haufen Perverse, sich selbst zerfleischende Kreaturen eingehüllt in dreckige Kleidung & Folie, satanischer Rituale und kranker Riten. Das man hier nicht alles verstehen muss, oder soll, ist sogar von Vorteil, so kann sich das eigene (kranke) Hirn sein Bild vom diesem Kotztakel machen. Das wirre Geschehen erinnert dabei teils an die Silent-Hill-Spiele.
Der Schauplatz vom Anfang (die Gaststätte) spielt ebenso eine Rolle denn hierhin wird immer mal wieder zurückgesprungen um Gesprächen zwischen Frischling Arda und dem Chef der Truppe zu lauschen. Diese wissen selbst nicht so recht ob Sie gerade in einer Art Parallelwelt gelandet sind, den Hokuspokus im Black-Metal Gebäude nur träumen oder das derzeitige Gespräch den Traum darstellt. Das ist alles ein wenig surreal, aber ohne dem Zuschauer dabei markant auf die Nerven zu gehen, sprich ohne zwanghaft dem Publikum unbedingt einen "Versteh-ich-nicht-is-trotzdem-cool"-Effekt zu präsentieren. Diese seltsamen Zwischenszenen fügen sich also gut in den Film ein, gerade weil hier auch Dinge erklärt werden, die vielleicht (?) Antworten auf das Geschehen geben könnten.
Am Ende gibt es dannn noch ein etwas anderes Szenario mit 3-4 Ekelszenen wovon eine wirklich wiederlich daherkommt. Der Rest dürfte Genrefans aber kaum schocken. Die erhoffte Gore-Orgie bzw. irgendwelche Foltereien von denen in anderen Reviews gesprochen wird bleiben aus, was die Qualität des Films für mich zumindest aber nicht schmälert. Was noch etwas blöde erscheint ist der Twist am Ende, das hätte man so nicht bringen müssen. Hier hat man das Gefühl es sollte einfach was gaaanz merkwürdiges passieren, nämlich etwas das schon in zig anderen Horror-Streifen der letzten Jahre der "geniale" End-Clou war.
Und was gar nicht geht: Dem ollen "Cannibal Holocaust" die Filmmusik zu stehlen. Ich dachte da krieg ich einen zuviel, ey! Scheinbar haben türkische Filmemacher immer 'nen Polen mit an Bord, denn ohne Film Material,- Musik-Klau geht da selten was. Ansonsten ist Baskin aber eine Top-Angelegenheit, besser als viele neue Ami-Horrorschinken und auch als die hochgelobte,
bekloppte Neue französische Härte-Welle. Filmisch fast tadellos, schaupielerisch ok, in einigen wenigen Szenen vielleicht unfreiwillig komisch, trotzdem Top-Terrorkino mit einigen Ekeleien und etwas surreal angehauchter Mystik. Lohnt sich.