Der Reporter Emilio Bossi kennt den Mörder eines Callgirls, den die Öffentlichkeit den Enzian-Mörder nennt. Allerdings liefert Bossi den Mörder nicht der Polizei aus, sondern wittert ein Story, die ihn zu Ruhm bringen kann.
Grundsätzlich eine gute Idee von Manfred Purzer und den Produzenten Hans Habes Roman zu verfilmen, aber unter dem Stich gesehen ist diese Verfilmung vereinzelnd zu langatmig inszeniert.
Die Grundvoraussetzungen für einen guten Film sind gegeben, eine gute Darstellerriege und auch ein sehr gute Start. Innerhalb kürzester Zeit wirbeln Mel Ferrer, Andrea Rau, Kaus Kinski und Elke Sommer durchs Bild und man scheint irgendwie sofort angekommen. Leider verflacht der Film danach und fällt in eine zu starke Ruhephase. Natürlich ist der Film nicht auf ein Spektakel ausgerichtet und in seiner Arbeitsweise nicht mit der von „Mann beißt Hund“ oder „Henry- Portrait of a serial Killer“ zu vergleichen. Dieses erwartet Niemand von einem deutschen Film der Mitte der 70er gedreht wurde. Allerdings hätte dem Film ein wenig mehr Würze gut getan. Mel Ferrer spielt die Rolle des Schriftstellers zwar ordentlich, hat jedoch manchmal die Wirkung eines Tranquilizers. Natürlich kann man jetzt auch sagen: Alles richtig gemacht. Ein von der Welt enttäuschter Mensch zeigt die Depressionen seines Lebens und das die Gesellschaft ihn zu dem gemacht hat, was er ist.
Die Anklage und Kritik an der Presse, sprich den Medien und das Überleichengehen ist recht gut dargestellt und innerhalb dieser Zeit wohl auch ein recht beliebtes Thema. Mögliche 68er Tendenzen von Purzer? Ich kann es nicht beantworten. Damiano Damiani hat auf der gesellschaftskritischen Schiene auch reichhaltig Stoff gegeben, aber ich will mich jetzt nicht in politischer Zeitgeschichte verrennen.
„Das Netz“ ist ein Film, der von Anfang an offensichtlich ist, die Frage ist nur, wer wird vor dem absehbaren Ende noch das Zeitliche segnen. Auf diesem manchmal recht pseudointellektuell wirkendem Weg, begleitet den Zuschauer ein hervorragender Klaus Kinski, der bestens zu unterhalten weiß. Das Klaus Kinski innerhalb der Dreharbeiten die ein oder andere Eskapade aufblitzen ließ, wird von Elke Sommer innerhalb eines Interviews erwähnt.
Dieses kurze Interview befindet sich unter den Extras auf der DVD und ich möchte inhaltlich Niemanden das Interesse rauben und diesbezüglich spoilern.
Fazit: Ein durchschnittlicher deutscher Film, der versucht Kritik an der Gesellschaft zu üben und der von einem sehr guten Klaus Kinski getragen wird. Für den Freund des deutschen 70er Kinos auf jeden Fall interessant, für den Mainstreamkonsumenten ein visueller Alptraum.