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Einst wurde Boxer Herbert (Peter Kurth) der Stolz von Leipzig genannt, der nur knapp die Olympiateilnahme verpasst hat, 30 Jahre später trainiert er Nachwuchsboxer und arbeitet als Geldeintreiber. Als seine Muskelkrämpfe immer stärker werden, wird bei Herbert die Nervenkrankheit ALS erkannt. Mit dem Tod vor Augen sucht er erstmals die Nähe zu seiner Tochter Sandra (Lena Lauzemis)…

Thomas Stuber (geb. 1981 in Leipzig), der 2011 sein Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg mit dem Diplom in Medien/Szenische Regie abgeschlossen hat, gewinnt mit seinem schwaz-weiß Kurzfilm „Von Hunden und Pferden“ den Deutschen Kurzfilmpreis und den Studentenoscar in Silber. Gemeinsam mit Clemens Meyer schreibt er auch das Drehbuch zu seinem ersten Spielfilm, dem hoch gelobten Drama über einen an ALS erkrankten Boxer, das seine Uraufführung auf dem Toronto International Film Festival erlebt. Der Hollywood Reporter titelt mit „A Heavy Heart' Marks Impressive Debut from New German Talent”. Ein Jahr später gewinnt Thomas Stuber für “Herbert” den Deutschen Filmpreis 2016 in Silber (und muss nur dem auf andere Weise beeindruckenden “Toni Erdmann” den Vortritt lassen).
Peter Kurth (geb. 1957 in Güstrow) hat nach dem Studium an der Schauspielschule Rostock bereits über 2 Jahrzehnte auf bedeutenden Bühnen gestanden (u.a. Schauspielhaus Leipzig, Thalia Theater Hamburg), bevor er mit einer kleinen Rolle in „Good Bye, Lenin““ (2003) seinen ersten Kinofilm dreht. Während er dem Theater treu bleibt, folgen größere Filmrollen, u.a. in „Whisky mit Wodka“ (2009) oder „Die Kleinen und die Bösen“ (2015) und einige „Tatort“ Krimis, bevor er unter der Regie von Thomas Stuber eine herausragende Hauptrolle spielt. Peter Kurth nimmt für den Part des zu Beginn stämmigen Boxers mit Training und einer Spezialdiät 12 Kilo zu und bietet eine ergreifende Leistung als wortkarger und hartherziger Menschenfeind, übertrifft sich dann aber selbst, je mehr die Kräfte von Herbert schwinden, was der Hüne nicht akzeptieren will, bis er, fast gänzlich gelähmt, in ein Pflegeheim ziehen muss. Peter Kurths Sprache, Gestik und Mimik ist geschult durch lange Gespräche mit Erkrankten, beeindruckt in der realistischen Darstellung tief und rührt mehrfach zu Tränen. Er erhält den Deutschen Filmpreis 2016 als bester Schauspieler. Eine 3. Lola erringt Hanna Hackbeil für das beste Maskenbild.
Um noch einmal den Hollywood Reporter zu zitieren, „trostlos, aber bewegend“. Oder auch todtraurig, aber unbedingt sehenswert. (9/10)

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