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Der Teufel steckt im Detail

Der Sohn von Anthony "Norman Bates" Perkins macht einen Horrorfilm? Muss noch nichts heißen, könnte aber interessant sein. Erst recht wenn geschichtliche Parallelen zu diversen Bessessenheits-Klassikern aber auch "Suspiria" im Trailer betont & lustigerweise sogar auch Messer, wie einst in Psycho, blutig eingesetzt werden. Das Ergebnis: ein Grusler für Grübler. Mehr Rätsel als Lösung, mehr Fragen als Antworten, mehr Lücken als Erklärungen. Definitiv ein Arthouse-Horrorfilm mit Oldschool-Flair, der ein eher kleines Publikum mit Fachwissen & Geduld erreichen will. Das könnte er schaffen - mich berührte er eher beiläufig & mit weitaus weniger Nachhaltigkeit, als erhofft. Zumindest dachte ich das die ersten Stunden & Tage. Nun lässt er mich aber doch länger Schaudern, Grübeln & Gruseln, als erwartet...

Die verzwirbelte Geschichte, ähnlich verschachtelt aufgebaut wie beispielsweise ein "Pulp Fiction", spielt sich gefühlt in Zeitlupe ab & zeigt die Schicksale dreier junger Mädchen, deren Leben sich unglücklicherweise mit teuflischer Anziehung kreuzt. Mehr will man nicht verraten, mehr darf man nicht verraten, mehr kann man kaum verraten. Eine hypnotisch bebilderte Reise in die Abgründe des Bösen, auf die man sich einlassen muss - sonst wird man komplett kalt gelassen & dieser Satansbraten hat einen faden Beigeschmack. Und das will man doch nicht. Also bitte: konzentrieren & zumindest versuchen, ihm eine Chance zu geben. Vielleicht bahnt sich der Teufel ja in euerer Herz - zumindest einige Szenen & Momente, haben dies bei mir geschafft. 

Neben der ungewöhnlichen Zeitstruktur, vielen kleinen Twists & einer traumgleichen Bildkomposition, bleiben vor allem 2 Dinge länger im Gedächtnis: die Leading Ladies & eine realistische, unterschwellige Präsenz einer dunklen Macht. Die drei jungen Frauen spielen ihre Parts mitreißend & einfühlsam, mal verletzlich, mal kompromisslos brutal. Wenn der Film zuschlägt & einem aus seiner Lethargie reißt, tut er dies auch spürbar körperlich, laut & hart. Da sitzt jeder Messerstich & erzeugt nicht selten Gänsehaut. Damit kennen sich die Perkins' halt aus. Auch wenn alle 3 Hauptdarstellerinnen bezaubernd & angsteinflössend sind, möchte ich besonders Kiernan Shipka hervorheben, die auf mich einen bleibenden Eindruck hinterließ. Sie, in Kombination mit einer bösartigen, schleierhaften Darstellung des puren Bösen, hinterlässt nun im Nachhinein doch einen gehörigen Schauer. Denn nicht viel anders stelle ich mir das Böse & eine Besessenheit in echt vor. Das macht Angst & nachdenklich. Trotz Langsamkeit, trotz Geduldsspiel, trotz fast offenem Ende. Oder vielleicht gerade deswegen?

Fazit: erhofft hatte ich mir eine Mischung aus Argento & Polanski, bekommen habe ich eine atmosphärische, rätselhafte Teufelsballade, die mehr Wünsche & Fragen offen lässt, als befriedigt... nochmal in Ruhe gucken ist Pflicht!

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