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Nach einer wahren Begebenheit: Cate Blanchett spielt die amerikanische Journalistin Mary Mapes, die bei der Enthüllungssendung 60 Minutes Wednesday tätig war und sich u.a. durch die Aufdeckung des Folterskandals im amerikanischen Militärgefängnis Abu-Ghuriab im Irak einen Namen machen konnte. 2004 veröffentlichten sie und ihre Team, darunter der bekannte Nachrichtensprecher Dan Rather, eine Story, wonach der amtierende US-Präsident Bush seinem Einsatz im Vietnam-Krieg entging, indem er über politische Kontakte in die Nationalgarde aufgenommen wurde. Zu einem Zeitpunkt, da Bush gegen seinen demokratischen Kontrahenten John Kerry im Kampf um den Wiedereinzug ins Weiße Haus in den Wahlumfragen Kopf an Kopf lag, schlug die Enthüllung ein wie eine Bombe. Doch dann kamen Zweifel an der Echtheit einiger veröffentlichter Dokumente auf, infolge derer eine regelrechte Hexenjagd auf Mapes eröffnet wurde.

Nachdem Mary Mapes und ihr Team in der heißen Phase des Wahlkampes dargelegt hatten, wie sich Präsident Bush um einen Einsatz in Vietnam gedrückt haben soll, wurden schnell Zweifel an der Echtheit einiger verwendeter Dokumente laut, die bis heute weder eindeutig bewiesen, noch widerlegt werden konnten. Dass die Zweifel an der Story gestreut wurden, um Bush vor seiner Wiederwahl reinzuwaschen, dass es politische oder wirtschaftliche Erwägungen waren, welche den Sender CBS dazu veranlassten, die Journalistin zu entlassen, ist ebenfalls fragwürdig. Jedenfalls wird es im Film so angedeutet. Mapes` Version der Ereignisse war dem Regisseur und Autor von „Der Moment der Wahrheit“, James Vanderbilt, jedenfalls offenkundig näher, schließlich basiert sein Film auf einem Buch der Journalistin. Um die schlussendliche Wahrheit kann es letztendlich also nicht gehen, wenngleich der Titel des Films das suggeriert. Es geht um Journalismus, vor allem aber um Mary Mapes.

Mapes wird im Film als eine rastlose Vollblutjournalistin dargestellt, die, nachdem sie einmal auf die vermeintliche Story gestoßen ist, dieser mit aller Entschlossenheit nachgeht. Sie und ihr Team arbeiten akribisch, versuchen verschwiegene Militärs zum Reden zu bringen, spüren Quellen nach und lassen die Echtheit ihrer Dokumente, die leider nur als Kopien vorliegen, von unabhängigen Experten bestätigen. Dennoch muss Mapes anschließend dabei zusehen, wie ihre Kollegen von anderen Medien die Story auseinandernehmen, wie sie diskreditiert und schließlich eine interne Untersuchung gegen sie eingeleitet wird. Sie muss sich den Fragen einer Kommission stellen, wonach ihre Entlassung droht. Die Familie steht dabei voll hinter ihr, auch wenn die Mutter ihren kleinen Sohn eher selten sieht. Cate Blanchett ist es, die diese Rolle voll ausfüllt, mit einer intensiven Leistung fesselt und somit durch einen Film trägt, der bei all seiner Detailversessenheit etwas unübersichtlich geworden ist. Sie gestaltet Szenen packend, in denen nur wild in Aktenbergen gewühlt wird und spielt auch über die einseitige Darstellung der Geschehnisse hinweg. Vor allem am Ende, wenn die starke Frau, in die Ecke gedrängt, kurz vor der Aufgabe steht, entfalten Blanchetts Darstellung und damit der Film die größte Wucht.

Über weite Strecken geht es allerdings zu oft um einzelne Aktenkopien und Quellen der Recherche, es werden zu viele Details in einen Film gepackt, der aufgrund der inhaltlichen Überfrachtung stellenweise zu gehetzt wirkt und die emotionale Komponente dann vernachlässigt. Es werden zu viele Namen, Querverbindungen und Ereignisse miteinander verknüpft, als dass man problemlos den Überblick behalten könnte. Das Wesentliche wird allerdings verständlich. Was stärker stört, das sind die allzu pathetischen Plädoyers für einen kritischen Journalismus, die dem alt-ehrwürdigen Robert Redford in der Rolle der journalistischen Ikone förmlich ins Gesicht geschrieben stehen. Die Nebenfiguren, so prominent sie auch mit Dennis Quaid, Bruce Greenwood oder Topher Grace besetzt sein mögen, gewinnen zudem überhaupt nicht an Profil.

Fazit:
Letztlich ist „Der Moment der Wahrheit“ ein insgesamt solides, aber überfrachtetes Journalismus-Drama, das etwas einseitig und pathetisch daherkommt, letztlich aber ein interessantes Bild seiner Hauptfigur zeichnet. Den Rest erledigt die großartige Cate Blanchett.

61 %

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