Fängt genau so an, wie es befürchtet hatte - wie ein shyce Autorenfilm. Nur der Mann, das Rad und die Berge - gähn.
Dann aber fängt "The Program" sich ziemlich schnell, nachdem erst einmal die Vorgeschichte von wegen Eierkrebs und so abgehakt ist. Dauert keine zehn Minuten während derer ich allerdings dachte: Interessiert dich das wirklich? und die Antwort: "Och nö" sich von hinten schon anschlich an die Zirbeldrüse der Unterhaltunsgsucht.
Dann jedoch nimmt das Programm in mehrfacher Hinsicht Fahrt auf, wenn ich mir dieses billige Wortspiel erlauben darf und fesselt bis zuletzt.
Das ist zum einen der effektiven Erzählung geschuldet, die genau wie Armstrong kein Gramm Fett zu viel aufweist und sich restlos auf die Doping-Story fokussiert, die allerdings genug Stoff (sic!) bietet. Alles andere wird konsequent ausgeblendet, der Name Jan Ullrich fällt kein einziges Mal, gleichwohl die Farbe Magenta immer wieder in den Rennen auftaucht.
Die Spielszenen mixt Regisseur Stephen Frears ("Mein wunderbarer Waschsalon", "Grifters", "High Fidelity") mit original Filmmaterial und erhöht so den quasi-dokumentarischen Anspruch seines Blicks auf die Rennszene der Nuller Jahre.
Der andere Grund ist das fabelhafte Spiel des fabelhaften Ben Foster, dessen Fan zu sein ich seit seiner grandiosen Darstellung des Schurken - und was für ein mieses Schwein - in "Yuma" gezwungen bin. Dass nicht einmal besondere Ähnlichkeit zwischen Armstrong und Forster besteht, spricht um so mehr für seine absolut überzeugende Darstellung, die großartige Maske und das bemerkenswerte Casting - wer immer das zu verantworten hat.
"The Program" vermittelt einem spannend und eindringlich den Eindruck, bei diversen Touren de France dabei gewesen zu sein, hinter die Kulissen zu schauen und die Entwicklung Lance Armstrongs zum Vollarsch, der immer mehr wie ein die Realität zusniefender Koks-Junkie mit Kohle rüberkommt, beiwohnen zu können.
Sieben Spritzen von mir dafür.