Review

Pedale aus falschem Ehrgeiz


Lance Armstrong - ein Name wie ein zweischneidiges Schwert. Krebsbezwinger, Radgigant, Über-Sportpromi der frühen 2000er. Aber auch einer der größten & unverschämtesten Dopingbetrüger in der Sportgeschichte. Ein Held mit giftigem Nachgeschmack. Stephen Frears flüssiges und nicht nur für Radsport-Fans sehenswertes Biopic über den gefallenen Mann in gelb beleuchtet beide Seiten - allerdings mit einer nötigen und weh tuenden Schlagseite in Richtung des unbelehrbaren Dopingsünders. 


"The Program" ist schnell, unterhaltsam und bietet eine der besten nicht ausgezeichneten Leistungen eines Hauptdarstellers der letzten Jahre. Was Ben Foster hier abliefert ist mehr als stark - physisch, psychisch, mimisch, emotional fusioniert er mit seiner Rolle. Man sieht nicht mehr Foster sondern Armstrong - besser geht es nicht! Dazu bietet der Film ein paar kinetische Radrenn-Ausschnitte, verblendet gekonnt Film mit Realität und liefert einen guten Überblick über den Aufstieg und Fall des überehrgeizigen Radstars. Wer sich mit dem Fall Armstrong allerdings schon beschäftigt hat, der gewinnt hier keine neuen Erkenntnisse.


Erfreulich ist, dass Frears die guten & menschlichen Seiten des Mannes Armstrong nicht unter den Tisch kehrt und dem Zuschauer die Chance gibt, sich selbst ein einigermaßen differenziertes Bild zu machen. Am Ende bleiben trotzdem Fassungslosigkeit, Schock, viele Fragen und Kopfschütteln über einen scheinbar vergifteten Sport. Wie konnte das so lange gut/schief laufen? Was wurde geändert? Ist der Radsport noch zu retten? Bereut Armstrong sein Verhalten zumindest etwas? Wer dopt dort eigentlich nicht? Verehren wir die richtigen Helden? Wie sieht es in anderen Sportarten aus? Und kann das Gute was aus Schlechtem erwächst trotzdem geschätzt werden und fortbestehen?


Fazit: bringt nichts Neues an den Fall Armstrong, den Dopingtisch oder den zerstörten Radsport, mit seiner scharfen und unterhaltsamen Art trifft er jedoch trotzdem erstaunlich gut den Kern der Sache. Und Ben Foster opfert sich für die Rolle mit Haut und Haaren auf - was für eine sehenswerte Leistung!

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