„Ich will deinen Kopf“... Ja, Fidani... DEINEN! Meine Güte, schon wieder ein Folterwestern vom Feinsten, aber dieses Mal konnte ich mich Demofilo Fidanis Machwerk nicht gänzlich entziehen. Woran das lag?
Nun, der Unsinn ist hier so sehr Programm, dass er ein paar denkwürdig schwachsinnige Situationen zurechtinszeniert, die sich nur schwerlich wieder aus dem Kortex tilgen lassen und außerdem gibt es Klaus Kinski als Zuschlag obendrauf, weswegen ich „Ich will deinen Kopf“ schon einmal nicht total in Grund und Boden stampfen kann. Der blonde Irrsinn darf hier als Pastor mal wieder over the top wild gestikulierend und herzhaft predigend Prügeleien schlichten oder sich bei einem Hufeisenwurfwettbewerb tierisch über einen Sattel freuen und Kinski gibt in seinen wenigen Minuten wieder alles. Eins muss man ihm lassen: Egal für welchen Schund er sich auch anwerben ließ, er war stets mit 180 % bei der Sache.
Da ist er hier auf weiter Flur allerdings auch allein, obwohl sich mit Fidanis Dauerriege Jack Betts, dessen Italowesternkarriere mit „Rocco, der Mann mit den zwei Gesichtern“ einst vielversprechend begann, Gordon Mitchell und Jeff Cameron („Heute ich... morgen du!“, „Auch Djangos Kopf hat seinen Preis“) ein paar Gesichter in der mal wieder quasi nichtexistenten Geschichte tummeln, die hin und wieder auch in besseren Italowestern Rollen übernehmen durften.
Nun bringt „Ich will deinen Kopf“ einen besonderen Vorteil mit sich, nämlich, dass man sich als Fidani-Geschädigter kaum umstellen muss. Ist der übliche Kokolores, den er hier mal wieder verzapft mit allen seinen Merkmalen.
Den verzweifelten Versuch der Handlung irgendwie zufolgen, gibt man spätestens nach 10 Minuten auf, weil Kohärenz für Fidani ohnehin ein Fremdwort ist und er mit einer nachvollziehbaren Handlung nie etwas am Hut hatte. Also sitzt man als Westernfan einmal mehr davor, wundert sich, dass die eigene Aufmerksamkeit alle paar Minuten heimlich abhanden kommt, die Gedanken abschweifen und man wieder nicht weiß, was gerade abgeht. Wobei sich daran auch nichts ändern würde, wenn man wie ein Schießhund aufpassen würde und der aneinandergeklatschten Nummernrevue folgen würde.
Dafür bläst Fidani dieses Mal eben zum großen Trash und da kann „Ich will deinen Kopf“ so richtig punkten, weil sein Macher nicht nur andeutet zu welchem Unsinn er fähig sein kann, sondern zeitweise ohne Rücksicht auf Verluste in die Vollen geht und da ist Kinski nur die Spitze des Eisbergs.
Hat man sich also erst einmal an den geplanten Unfug gewöhnt, kann man hier ein paar Scherzchen entdecken, die sich auf die Art und Weise wohl auch nur Fidani trauen würde.
Historisch verbürgte Figuren wie Butch Cassidy und Sundance Kid spielen keine wirkliche Rolle, verkaufen sich aber gut und geben Fidani Anlass zu einer gesunden Rivalität mit handelnden Figuren, denen die Intelligenz irgendwo in den Weiten der Prärie, die hier übrigens eher nach europäischem Herbstboden ausschaut, abhanden gekommen sein muss. Da gibt es lustige Cowboys deren Forderungen nach weiblicher Gesellschaft man einfach mit einer kleinen Püppi beikommt oder denkwürdige Dialoge, wie die Bitte um eine Karaffe (Kann man nicht beschreiben, muss man sich angucken). Und spätestens, wenn dann Mitchell mit Gang sich hinter Sträuchern auffällig an die Opponenten auf einem Bauernhof, den man als Geisterstadt verkauft, schleicht und das große Tontaubenschießen beginnt, gibt es kein Halten mehr. Da lauern die heimtückischen Gegner doch tatsächlich in Holzfässern und lassen sich nach erfolgreichem Kampf den Abhang hinterkullern!
Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass, wenn man einen im Tee hat, „Ich will deinen Kopf“ passagenweise richtig Fun machen kann. Figuren verstricken sich offensichtlich in Lügen und man schenkt ihnen trotzdem Glauben, schweben in ihrer Infantilität am Rande der Geisteskrankheit und wechseln universell die Motivationen aus, als würden sie unter Gedächtnisverlust leiden beziehungsweise gerade frisch eintreffen und sich neu orientieren.
Das reicht zwar alles in allem immer noch nicht, um diesem Fidani-Werk eine Empfehlung auszusprechen, aber immerhin hat er hier zum ersten Mal und nach meinem aktuellen Wissensstand auch einzigen Mal einen erträglichen, bisweilen witzigen Western geschaffen, weil er aus der Not eine Tugend gemacht hat.
Denn Fidani war nie ein guter Filmemacher, aber er konnte sich damit rühmen, immer viele Ideen für ganz viel Blödsinn gehabt zu haben, was er hier dann im Dienste des schlechten Geschmacks auf die Spitze treibt. Ein durchgeknallterer Trash-Western ist mir jedenfalls bisher noch nicht untergekommen.
Fazit:
Fidani wie er leibt und lebt, aber dieses eine Mal mit Leidenschaft und unzähligen Nonsens-Einfällen, die er gnadenlos auf die Spitze treibt, auf das jeder Zuschauer nur ungläubig mit den Kopf schütteln kann. Die sich dem Niveau anpassende B-Riege spielt ebenso entgeistert, wie die kargen Sets kaum Western-Atmosphäre zulassen. Muss man gesehen haben, sonst glaubt man es nicht. Kein Western, den ich mir ins Regal stellen würde, aber mit Sicherheit einer fürs Kuriositätenkabinett.