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kurz angerissen*

Als Metapher für die Neuordnung eines aus den Fugen geratenen Lebens ist "Demolition" gerade so grobschlächtig wie der Vorschlaghammer, der auf den Putz niedergeht. Vom Gros der Dramen mit den Schwerpunkten "Liebe" und "Verlust" jedoch hebt sich die Regiearbeit von Jean-Marc Vallée in feinen Richtungsunterschieden ab, die allerdings gewichtige Auswirkung auf das Nachempfinden haben. Die beliebte Hollywood-Mär von der Vollkommenheit des Liebespaar-Konstrukts wird bis aufs Skelett abgenagt, die unsichtbare chemische Energie, die man "Liebe" nennt, bis auf die Atome demontiert und neu zusammengesetzt. Es ist tatsächlich die Denkweise eines Mechanikers, mit welcher das Drehbuch die Aufarbeitung eines plötzlichen Verlusts aufbereitet. Häuser werden eingerissen, Büroeinrichtungen in Einzelteile zerlegt, nur um zu sehen, wie die Dinge im Inneren funktionieren. Dieser Eskapismus vom Abstrakten ins Funktionale ist besonders bemerkenswert, da Jake Gyllenhaal keinen Mann spielt, der beruflich Dinge repariert, sondern einen, der für ein Unternehmen mit Zahlen jongliert.

Dazu passt der leise, auf Details verweisende Inszenierungsstil, der weniger eine nüchternen Blick auf den Hauptcharakter und dessen Umfeld wirft, sondern teilweise in dessen verzerrte Perspektive eintaucht und im Stil vieler dänischer Liebesdramen ("Reconstruction") das Unterbewusstsein mit asynchronem Bild und Ton stimuliert. Deswegen gerät "Demolition" zwar längst noch nicht zu einem Experimentalfilm; in vielen Punkten, etwa im Subplot um einen rebellischen Jungen, der Homosexualität in sich aufkeimen spürt, bleibt er klassisch amerikanisch. Aber die unterkühlte Herangehensweise lässt die bisweilen allzu naheliegende Metapher der Zerstörung, die allzu leicht ins Klischeehafte hätte abfallen können, in gewisser Weise gelingen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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