iHaveCNit: High-Rise (2016)
Filme mit gesellschaftskritischem Bezug sind interessant und schon seit etlichen Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Filmgeschichte. Basierend auf dem gleichnamigen Roman des verstorbenen Schriftstellers J.G. Ballard hat Regisseur Ben Wheatley eine entsprechend ambivalente und künstlerisch anspruchsvolle Herangehensweise an Gesellschaftskritik gewählt.
Es geht hier um den Neurochirurgen Dr. Robert Laing, der aus privaten Gründen nach Ruhe und Abgeschiedenheit sucht und daher in ein neues Apartment innerhalb eines Hochhauses zieht, das nahezu alle notwendigen Infrastrukturen bietet und jede mögliche Gesellschaftsschicht beherbergt. Während die Unterschicht auf den untersten Stockwerken weilt, residiert die Oberschicht in den obersten Stockwerken. Laing merkt langsam durch die Bekanntschaft der Nachbarn, dass seine eigentlich gewünschte Ruhe hier nicht zu finden ist. Als es vermehrt zu Stromausfällen innerhalb des Hauses kommt, wachsen die Unruhen bis hin zu einer Anarchie, in der sich Laing als Mittelschichtler wohl oder übel für eine Seite entscheiden muss.
„Snowpiercer“ im Hochhaus – das habe ich zu High-Rise bereits häufiger gehört, finde diesen Vergleich aber etwas weit gegriffen. Klar gibt es im Hochhaus von unten nach oben eine ähnliche optische Unterscheidung zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten wie in Snowpiercer von Ende bis Anfang des Zuges. Damit hat sich der Vergleich auch hinreichend erledigt. „High-Rise“ bietet interessante Ansätze, die er stellenweise ambivalent, aber auch sehr häufig optisch und künstlerisch anspruchsvoll umsetzt. Bei dem ganzen Film gibt es jedoch einen zu großen Fokus auf den Stil und die voyeuristische und derbe Darstellung von Sex und Gewalt in hin und wieder sehr skurrilen Situationen, so dass der Film leider in die „Style-over-Substance“-Falle tappt und so einiges an Potential einbüßt. Da können auch die sehr gut aufspielenden Darsteller der wichtigsten Rollen, Tom Hiddleston, Sienna Miller, Luke Evans und Jeremy Irons und ein gewisse Portion an Konsequenzen sowie ein stimmiger Eindruck der 70er nicht viel ändern.
„High-Rise“ - My First Look – 7/10 Punkte.