Narrenfreiheit
"The Hunger Games: Mockingjay Part II" ist das große Finale der "Saga" um Katniss Everdeen, ihre (unnötige) Dreiecksbeziehung, die Unterdrückung Panems und die Revolution der unteren Klassen bzw. Distrikte. Und nach dem sehr zähen und nichtssagenden Part 1 musste dieses echte Endspiel Einiges wieder gutmachen. Was zum Glück einigermaßen gelingt und die populäre Reihe versöhnlich abschließt. An die Highlights aus 3 Jahren Panem kommt man zwar nicht heran (für mich "Catching Fire"), insgesamt treffen sich Beliebtheit und Qualität des kompletten Unterfangens nicht (wie könnten sie das auch), doch man kann sich die knapp 9 Stunden durchaus mal geben. Besser als die vielen Nachahmer oder gar "Twilight" ist der panemsche Umschwung locker. Besonders gut am endgültigen Showdown hat mir der Ansatz mit den inoffiziellen "76. Hungerspielen" gefallen, in denen das nun in Großteilen zerstörte und verwahrloste Reichenviertel mit etlichen tödlichen Fallen bestückt wurde, um Katniss und ihre Truppe beim Sturm auf Präsident Snow aufzuhalten. Inklusive einem intensiven Kampf gegen seltsame Monster (?) in den Abwasserkanälen. Derartige Herausforderungen und erwachsene Spannungsmomente hätte es ruhig noch mehr geben können. In diesem Teil wie in der gesamten Saga. Denn ganz konnte man das weichgespülte Teenie-Feeling leider nie abschütteln.
Es ist schwer "Mockingjay II" komplett als eigenständigen Film und losgelöst von seinen Vorgängern zu sehen. Denn er kulminiert in allem, was dort eingeführt, aufgebaut, angedachten wird. Sowohl im Positiven wie Negativen. Panem war nie düsterer, tödlicher, härter. Konflikte enden, Ideen und Andeutungen runden sich aus und oft wird endlich das epische Feeling erreicht, was die Fans schon lange meinen zu sehen. All das gepaart mit schicken Bildern, erlesenen Darstellern und ein paar überraschend mutigen Entscheidungen kann man nur stark nennen. Leider stehen dem Dinge wie das hastige (wenn auch irgendwie interessant-bittere) Ende, vorhersehbare Wendungen und die für mich nie spürbare Chemie zwischen Peeta und Katniss entgegen. Vor allem Letzteres war ein immens störender Punkt, der regelmäßig Unverständnis und Augenrollen provozierte. Das erschwert das Mitfiebern. Das raubte die endgültige Befriedigung. Doch es muss ja nicht jede Geschichte paradiesisch enden. Diese hier tut das jedenfalls nur höchst oberflächlich. Darunter brodelt eine Angst, Unsicherheit und Machtlosigkeit, von der man gerne noch viel mehr gesehen hätte, über die erstaunlich wenig gesprochen wird. Die "Tribute von Panem"-Serie ist grundsätzlich gut, doch man spürt ein Blubbern im Magen dieses dystopischen Jugendalptraums, das man nur allzu gerne auf die Welt hätte losgehen sehen. Dann wäre viel mehr drin gewesen als leichte Kalorien und Popocorn-Feste.
Fazit: besser als Part 1, eindeutig. Richtig episch aber auch nur sporadisch. "Mockingjay II" ist ein ordentlicher, runder Abschluss einer soliden Reihe, die Jugenbuchverfilmungen für Jahre geprägt hat. Populär aber weit entfernt von legendär. Katniss' Reise bleibt nicht ohne banalen Beigeschmack, doch ein fast schon zynisches Finale erscheint positiv und mutig subversiv. Zumindest nach meiner Leseart.