kurz angerissen*
Einem Substanz vortäuschenden, leere Kulissen und ereignislose Bilder liefernden ersten Finalteil folgt endlich der längst überfällige Abschluss eines Rattenschwanzes. Dies zu einem Zeitpunkt, da die Ratte im Grunde niemanden mehr interessiert. Trotzdem versucht es "Mockingjay" noch einmal mit dem Allheilmittel Action (hier natürlich in Kriegsdystopie eingewickelt). Obwohl das Finale wie zu erwarten Antiklimatisches zur Tugend zu erklären versucht (nichts anderes haben uns die vorangegangenen drei Teile gelehrt), hält "Mockingjay – Teil 2" ein insgesamt überraschend hohes Tempo und verlässt sich glücklicherweise nicht mehr nur auf seine aufgeblasene Pseudodüsternis, mit der Heranwachsende an das reale Weltgeschehen herangeführt werden sollen.
Nicht, dass der mit fiesen Fallen und Hinterhalten gespickte Weg der Rebellen die beinahe viereinhalb Stunden rechtfertigen würde, die Francis Lawrence zusammengerechnet benötigt, um den dritten Band der Reihe von Suzanne Collins zu verfilmen. Kanalisationsmutanten mit einem an "Resident Evil" oder "Silent Hill" erinnernden Charakterdesign (das bewusst gegen den glatten Strich der üblichen Konventionen gebürstet ist) paraphrasieren die im gleichen Jahr abgedrehten Zombieartigen der zweiten Verfilmung von "Maze Runner". Überhaupt nehmen sich die beiden Konkurrenten im gesamten Ablauf gegenseitig die Brot vom Butter (und überlassen "Die Bestimmung – Insurgent" damit immerhin nur noch das Bronzetreppchen); beide in ihren eigenen Settings und mit ihren eigenen Gegnern, aber dem gleichen Ablauf.
Gut, dass Katniss den Weg ins Kapitol noch gefunden hat, bevor die hastig errichteten, höchst instabilen Pfeiler des Jugenddystopie-Genres vollends eingebrochen sind. Die später gestartete Konkurrenz muss da schon die Beine in die Hand nehmen, um den Trümmern noch zu entgehen.
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