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Kann ein Wolf zum Menschen werden, oder ist er auf ewig dazu verdammt eine Bestie zu bleiben?

Japan in den 50ern: Deutschland hat den zweiten Weltkrieg gewonnen und in Japan wurde eine straff organisierte Polizeieinheit gebildet, um die vorherrschenden Unruhen in der Bevölkerung im Schach zu halten. Doch auch die Antiregierungsbewegung hat Mittel und Wege gefunden sich der Staatsgewalt zu wiedersetzen. So genannte Rotkäppchen, also unauffällige Mädchen in roten Kutten, dienen ihnen zum Waffenschmuggel. Doch eines Tages wird Kazuki Fuse, ein Elitesoldat der Polizeispezialeinheit Cerberus, auf eines dieser Rotkäppchen aufmerksam und folgt ihr in die dunkle Kanalisation. Dort unten stellt er sie, doch das Mädchen sieht wegen der ausweglosen Situation keine andere Möglichkeit, als sich selbst mit einer Bombe in die Luft zu sprengen.  Von nun an plagt sich Kazuki Fuse mit Selbstzweifel und Albträumen, da ihn dieses Ereignis keine Ruhe mehr lässt.
Langsam aber sicher droht er durch die psychische Belastung zu Grunde zu gehen, bis er dann das Rotkäppchen Kei Amemiya trifft.
Jin-Roh ist schon ein ganz besonderer Film. Der politisch angehauchte Thriller entfaltet dank der gut durchdachten und anspruchsvollen Erzählstruktur, jede Menge Spannung. Aber auch auf psychologischer Ebene fährt der Film ungeahnt starke Geschütze auf. Besonders der innere Kampf von Kazuki Fuse wird eindrucksvoll und extrem bewegend erzählt. Diese eine Schlüsselszene brennt sich direkt in sein Hirn und macht aus dem Elitesoldaten einen gebrochen Mann. Es fällt ihm unglaublich schwer in sein altes Leben zurückzufinden. Dabei weckt Kei Amemiya, das Rotkäppchen, in ihm gleichzeitig die Hoffnung, als auch die Angst. So wird der psychische und moralische Verfall von Kasuki Fuse durch eine an Rotkäppchen angelehnte Geschichte deutlich gemacht. Die Bilder wechseln von bedrohlich zu verstörend und schließlich zu hoffnungslos düster. Der Gesamte Film ist eigentlich recht dunkel gehalten. Das verstärkt die bedrückende Atmosphäre ungemein. Künstlerich wertvoll sticht da die rote Kutte vom Rotkäppchen hervor. Symbolisch für die Hoffnung und das winzige Überbleibsel Menschlichkeit in dieser finsteren Welt.  
Doch nicht nur als psychologisches Drama funktioniert Jin-Roh. Auch was die sehr starken Thriller-Elemente angeht wird hier alles richtig gemacht. Die hintergründigen Verschwörungen und die allgegenwärtige Frage „Wer spielt hier verkehrt?“ sorgen für einen heftigen Spannungs-Kick.
Es werden außerdem immer wieder gezielt gesellschaftskritische Thesen aufgestellt. Und auch die existenziellen Fragen berühren nicht nur, sondern regen zusätzlich zum Grübeln an.
Musikalisch gesehen bietet Jin-Roh sehr schöne Pianostücke, die sehr gut in das Szenario reinpassen. Und auch die Orchestra Klänge sind einfach umwerfend und untermalen die dramatischen Szenen gebührend.
Von der Optik ist Jin-Roh übrigens sehr realistisch gezeichnet. Es gibt also z.B. keine Anime-typischen großen Augen zu sehen. Vielmehr sehen die Figuren wie richtige Schauspieler aus. Da in diesem Film eben auch sehr viel Wert auf Psychologie gelegt wird, zeigen die Gesichter eine riesige Bandbreite an menschlichen Gefühlen.

Zum Schluss wird auch die letzte Frage geklärt: Kann ein Wolf zum Menschen werden, oder ist er auf ewig dazu verdammt eine Bestie zu bleiben?

Mein Schlusswort:
Jin-Roh ist eine erwachsene Rotkäppchen-Version mit extrem ernsten Untertönen.
Während das Grundgerüst der Geschichte als Thriller hervorragend funktioniert, liegt der zweite Schwerpunkt auf einem psychologischen Drama. Jin-Roh überzeugt aber in beiden Disziplinen perfekt.
Gekonnt werden diese Elemente ineinander vermengt und ergeben einen einzigartigen, großartigen Film. Deshalb ist Jin-Roh nicht nur für Anime-Fans Pflichtprogramm.

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