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Bodenständiges Beben & wahnsinnige Wellen

"The Wave" aka "Børgen" ist ein norwegischer Katastrophenfilm über ein Fjord und eine Megawelle, ausgelöst durch einen unaufhaltsamen Bergsturz. In echt nicht nur sehr ähnlich denkbar, sondern wenn man den Wissenschaftlern glaubt, sicher kommend. Die Frage ist nur wann. Das macht fast am meisten Angst. Warum die Leute dort trotzdem leben? Gute Frage, die noch länger nachhallt. Genauso wie die spektakulär inszenierte Welle an sich. Schon immer hatte ich eine seltsame Faszination für solche apokalyptischen Wellen. Eine Mischung aus Angst und Anziehung. Vielleicht aus einem vergangenen Leben oder ich habe einfach zu früh "Deep Impact" geguckt. Doch "Børgen" weckte diesen Urinstinkt ziemlich direkt. Eine echte Erfrischung im Subgenre der Katastrophenfilme - europäisch, alles andere als effekthascherisch und erfreulich stabil. Abzüge in der B-Note verhindern Größeres.

"Børgen" muss man jedem ans Herz legen, der auf diese Art von natürlichen Zerstörungsorgien steht. Näher an "The Impossible" als an "San Andreas", steht hier super simpel aber effektiv eine Familie im Mittelpunkt. Die Welle ist gigantisch und die zehn Minuten der Zerstörung brennen sich ein, doch im Endeffekt ist es ein Familiendrama in einer Extremsituation. In weiten Teilen ist die bröckelige Familie zudem zum Glück sympathisch. Trotzdem bieten die Menschen in diesem Untergangsszenario ebenso viel Frust wie Mitfühl- und Mitzitterpotenzial. Unter Schock, Angst und Überwältigung machen Menschen dumme Sachen. Schon klar. Aber was hier in den Köpfen so manch einer Figur vorgeht, muss mir erstmal einer erklären. Das verringert das Mitleiden arg, wirkt unlogisch und dämlich. Das sonnige Ende unterstreicht dann neben der schablonenartigen Handlung den Gesamteindruck, dass diese norwegische Produktion leider doch gar nicht so weit weg von den zerstörerischen Blockbustern liegt, wie man es anfangs meinen könnte. Gut, aber es war mehr drin.

Fazit: die Welle macht höllisch Angst. Alles andere ist vorhersehbar und Standardprogramm. Nur eben wesentlich unaufgeregter und glaubhafter als in Hollywood. Meistens zumindest. Europäisches Karastrophenkino, das den Vergleich nicht scheuen muss, im Endeffekt aber leider gar nicht mal viel mehr bietet als die Traumfabrik.

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