Ein neuer Takashi Miike, eine neue Großdemonstration der Geschmacklosigkeiten.
"Fudoh" ist tatsächlich ein gewisser Angriff auf den guten Geschmack, falls man nicht allzu sehr auf das Abseitige steht. Als Zentrum dient dabei eine grundsolide Familien-Rache-Story aus dem asiatischen Bereich, schön angemacht mit Gangstern, Blutschuld und rivalisierenden Familien.
Neu ist hier sicherlich wieder der Hang zu abstrusen Einfällen der menschenverachtenden Art, wenn der junge Fudoh, als Noch-Schüler schon angesehener Jung-Boß reihenweise Grundschüler und Teenagermädels rekrutiert, die dann als kaltblütige Killer diverse Yakuzas und anderes Gewürm entsorgen, in dem sie Säure als Getränk vergeben, die Gegner urplötzlich mit großkalibrigen Waffen niederstrecken oder (was für ein Einfall) aus ihrer Vagina Pfeile verschießen.
Da merkt man den ironischen Ton und fragt sich unwillkürlich, wie pervers die Fantasie sein muß, um sich so etwas auszudenken.
Dramaturgisch springt die Handlung wie üblich von der einen zur anderen Figur, wobei nie ganz klar ist, für wen man denn nun eigentlich sein soll. Die Motivationen der Figuren werden nur langsam enthüllt und noch im Schlußdrittel führt Miike eine neue Figur ein, die die bestehende Konstellation ordentlich aufmischt. Das Mysteriöse ist dann auch der größte Reiz neben den oft krassen Bildern, wobei das alles reichlich mit Sexeinlagen mit Minderjährigen und brutalen und blutigen Morden garniert ist. Wahrlich zusammengezuckt bin ich dann aber erst beim brutalen Zusammenschlagen einer der Teenage-Killermädchen, weil in diesen Sekunden die Realität den Comic-Stil wieder einholt.
Gegen Ende bekommt das Geschehen dann wieder die Rahmenform, wenn der Sohn sich am Vater rächt und gleichzeitig die Tür für eine Fortsetzung weit aufsperrt.
Weiterhin kann man dann noch nachdenken, was uns das Ganze denn nun mitgeben soll, außer einer Reihe sehr expliziter Bilder, die einem durchaus die Schuhe ausziehen können. Lacht sich da der Regisseur etwa heimlich ins Fäustchen, weil er uns wieder einmal erfolgreich geschockt hat?
Immerhin ist Fudoh in sich geschlossener und nicht so banal geklaut wie "Dead or Alive", der erzählerisch überhaupt keine Maßstäbe setzte, während hier die Storyline wesentlich interessanter bebildert worden ist. Konventionell ist das immer noch, nüchtern betrachtet, aber man kann sich daran festhalten, was auch nicht immer und überall der Fall ist.
Als Gebrauchsanweisung kann man entweder staunen, verwundert und wild auflachend genießen oder das alles total ablehnen. Miike jedoch muß man manchmal ob seines Einfallsreichtums in punkto Abartigkeiten widerwillig bewundern. Wahrlich nichts für schwache Gemüter. (6,5/10)