Nachtigall, ick hör Dir trapsen. Es ist nur zu offensichtlich, dass die Macher von „The Touch“ von vorn herein auf eine internationale Auswertung abzielten und sich dafür ganz den Genrekonventionen der westlichen Filmwelt verschrieben. Nun ganz so konventionell hätte es dann nicht sein müssen, denn so penetrant wie hier auf der „Tomb Raider“ – Schiene herumgeeiert wird, könnte man glatt meinen, das sollte ein weiterer Teil werden.
Verrat wird hier am Hongkong-Kino in selten gesehener Ausführlichkeit zelebriert. Kaum rasante Actionszenen, niedriges Tempo und unterirdische Effekte. Das sind die Hauptzutaten von „The Torch“. Zusammengepfercht wurden neben etlichen Hollywood-B-Mimen wie Richard Roxburgh („The League of Extraordinary Gentlemen“, „Van Helsing“), der auch gleich in die aus „Tomb Raider“ entsprungene Rolle des megareichen Bösewichts springen darf, Dane Cook („Torque“) und Ben Chaplin („Lost Souls“), ein inzwischen seinen Erfolgen in Hollywood hinterherlaufender und hier mit einem motivationslosen Score glänzender Basil Poledouris („RoboCop“, „The Hunt for Red October“), sowie die beiden Drehbuchautoren Julien Carbon und Laurent Courtiaud. Die haben ihrer Gilde bekanntlich schon mit ihrem Ausschuss zu „Black Mask 2“ größten Schaden zugefügt.
Da mag dann der talentierte Kameramann Peter Pau hier als Regisseur auch nicht mehr viel zu verrichten. Mal wieder geht es um ein geheimnisvolles Artefakt, das zu unermesslichem Reichtum führen kann. Der Wettlauf um das gute Stück und dessen Kräfte beginnen, Böse bekriegt Gut und so weiter und so fort. Schrecklich wie einfallslos „The Touch“ in so ziemlich allen Belangen ist.
Für das Gute tritt in diesem Fall gegen den exzentrischen Millionär Karl (Roxburgh) die das „Spektakel“ (*hüstel*) auch produzierende Michelle Yeoh („Tomorrow Never Dies“, „Crouching Tiger, Hidden Dragon“) als akrobatische Zirkusartistin an. Im Schlepptau hat sie den in sie verliebten, über Jahre verschollenen Dieb und Ziehsohn ihres Vaters Eric (Ben Chaplin). Das Dummerchen hat Karl nämlich das Medallion besorgt und es ihm nun wieder abgeluchst. Jaja, das schlechte Gewissen...
Aufgefüllt mit westlichem Humor (also kein Slapstick, dafür nervtötend blöde Handlager Karls) gibt es zwar den einen oder anderen flotten Martial-Arts-Konflikt zu Beginn, nur leider wird der dann grundsätzlich mit übertriebenem Wirework (echt tolle Fliegereien...) oder unterirdischen CGI-Tricks verseucht.
Was bleibt ist ein Abenteuerfilm mit den üblichen Versatzstücken. Da gibt’s ein paar rätselhafte Personen, alte, weise Mönche, bisschen Konfliktbewältigung, ein Wettkampf auf Leben und Tod und später, in den alten Katakomben ein paar Fallen, die umgangen werden müssen. Die Vorbilder sind vorher studiert worden, ein Schuh wird hier trotzdem nicht draus.
Das liegt vor allem an der zähen Erzählweise, der fehlenden, für Hongkong-Produktion doch sonst so typischen Rasanz und schlicht und einfach Action. „The Touch“ hat nicht viele und wenn sind sie schwach inszeniert – wie beispielsweise das unterirdische CGI-Finale, das an Dilettantismus den hollywoodschen CGI-Terroristen in nichts nachsteht.
Die schwach spielenden Schauspieler sind in ihren ohnehin konturlosen Klischeecharakteren gut aufgehoben, in den wenigen Fights sehen sie jedoch arg peinlich aus. Die fehlende Spannung wirk sich vor allem auf den unspektakulären Mittelteil aus, da hier bisweilen auch getrost ausführlich auf die Vorspultaste gehämmert werden darf. Die wenigen schicken Naturaufnahmen vermögen es da auch nicht mehr zu richten.
Fazit:
Innovations- und kraftloses, kommerzorientiertes Fantasyabenteuer, das höchstens noch „Tomb Raider: The Cradle of Life“ – Fans ansprechen kann. Hier ist nun wirklich alles auf Teufel komm raus schief gelaufen. Nichts was das Hongkong-Kino eigentlich ausmacht, ist in diesem missglückten Versuch einer „Indiana Jones“ – Kopie anzutreffen. Dafür alles, was eine schlechte klischeehafte, einfallslose Hollywoodproduktion ausmacht. Abgewunken...