Kaum zu glauben, aber wahr! Steven Seagal (Submerged) hat mit "Zum Töten freigegeben" mal endlich einen knallharten Actioner auf die Beine gestellt, der sogar mich als Nicht-Bewunderer Seagals begeistern konnte. Denn der Film ist neben "Alarmstufe: Rot 2" einer der wenigen wirklich guten Streifen des Zöpfchen-Rambos.
John Hatcher (Steven Seagal) hat genug. Nach Jahren als Undercover-Cop an der vordersten Front der Drogenfahndung ist er das Töten zuwider; er will aufhören. Gegen alle guten Ratschläge seines Vorgesetzten schmeißt er seinen Job und will fortan als friedlicher Bürger endlich einmal die angenehmen Seiten des Lebens genießen. Doch als er sich mit einer jamaikanischen Drogenbande anlegt, ist es vorbei mit den guten Vorsätzen. Drogenboss Screwface (Basil Wallace) und seine Handlanger vergehen sich an Hatchers Schwester und deren Familie. Gemeinsam mit seinem Kumpel Max (Keith David) schlägt John erbarmungslos zurück, ohne sich um Vorschriften und Gesetze zu kümmern...
Zwar ist Seagal auch hier immer noch kein guter Schauspieler, doch mit seinen Aikido-Künsten kann er das erfüllen, was die Story von ihm verlangt. Erstaunlicherweise schraubt er dabei sein übliches Angeber-Getue a'la "Hard to Kill" und "Deadley Revenge" auf ein Minimum zurück. Unter anderem ist es auch eben das, warum mich "Zum Töten freigegeben" ordentlich unterhalten konnte. Denn Seagals Angeber-Allüren in seinen anderen Werken können einem schonmal mächtig auf den Zeiger gehen. Ohne diese Allüren ist Seagal ein brauchbarer Action-Darsteller. Basil Wallace (Joyride) mimt hier den mysteriösen Kopf der Jamaika-Gang und ist ein akzeptabler und unverbrauchter Gegner. Jene seiner Gang, die Seagals Feldzug überlebt haben (viele werdens wohl nicht sein), wurden später vermutlich in "Predator 2" vom Alien-Krieger dahingeschnetzelt, da sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den dort mitwirkenden Jamaikanern haben. Doch das ist nur Theorie und hat nichts mit dem Film selber zu tun. Auch geht Seagal nicht alleine gegen seine Feinde vor, sondern man hat ihm mit Keith David (Mr. & Mrs. Smith) den typischen farbigen Buddy zur Seite gestellt, der einen guten Job macht. In Kurzauftritten agieren dann noch Joanna Pacula (Virus), Danny Trejo (Desperado), Kevin Dunn (Godzilla) und Danielle Harris (Last Boy Scout). Letztere hatte Regisseur Dwight H. Little (Mord im Weißen Haus) wohl direkt von "Halloween 4" mitgebracht.
Die 80er und die frühen 90er waren noch Zeiten, wo Männer im Actionfilm noch echte Männer waren, und keine Laufstegtypen mit Sonnenbrillen und Trenchcoats, die Kugeln in Zeitlupe ausweichen können. Dementsprechend hatte die Action noch einen größeren Härtegrad, den man in heutigen Action-Produktionen schmerzlich vermisst. Was Seagal hier mit seinen Wiedersachern anstellt kann man nur als brachialen Overkill bezeichnen. Entweder verpasst er ihnen eine Bleifüllung, ordnet ihren Knochenbau neu an oder macht Hackfleisch aus ihnen. So was will ich sehen! Obwohl mit ordentlichen Filmen wie "The Punisher" und "Walking Tall" in letzter Zeit das dumpfe Brutalo-Kino ansatzweise wieder zurückgekehrt ist, so haben sie allerdings einen deutlich geringeren Härtegrad. Schade, dass in Zeiten von ätzender "political correctness" kein Platz mehr für Filme wie "Zum Töten freigegeben" ist. Die Story mag zwar nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sein, doch ist das nicht schlimm, da in solchen Filmen eher auf die Action Wert gelegt wird. So kümmern einen die Logikfehler und ungeklärten Fragen (Zustand von Hatchers Nichte gegen Filmende, Identität des Waffenhändlers usw.) wenig. Gewürzt wird die tolle Action noch von ein bisschen Voodoo-Hokuspokus, was das Ganze zu einer runden Sache macht. So unterscheiden sich Screwface und seine Bimbos vom üblichen Kanonenfutter Seagals. Die Idee mit den Zwillingen finde ich auch gut und wurde auch überraschend eingesetzt, auch wenn Hatchers Gespräch in der Disco (Screwface hat zwei Köpfe und vier Augen) darauf hinweißt. Besagter Screwface haust in Jamaika dann wie ein König in einer Villa mit jeder Menge Bitches und schießwütigem Gefolge. Die Spannung ist zwar nicht gerade nervenzerreißend, aber weiß im Einklang mit den Actionsequenzen zu unterhalten.
Für mich persönlich ist "Zum Töten freigegeben" neben "Alarmstufe: Rot 2" der beste Streifen von Steven Seagal. Hier kann man halt auch sehen, dass Seagal ohne Angeber-Allüren deutlich besser und sympatischer ist. Wer auf knallharte und politisch unkorrekte Action der guten 80er Jahre-Schule steht, für den führt an "Zum Töten freigegeben" kein Weg vorbei!