Wenn gute Ideen baden gehen
Klassische Geistergeschichten in modernem Gewand, sind noch immer der aktuelle Trend & suchen vergebens ihren Nachfolger. Umso genauer hört man hin, wenn man in Szenekreisen munkelt, der & der Film setzt sich über gewohnte Muster hinweg & dehnt das abgenutzte Genre aus, bietet Innovationen. Solche vielversprechenden Vorschusslorbeeren hatte ich über den kleineren Horrorstreifen, mit dem generischen & böse unpassenden Titel "The Diabolical" aufgeschnappt. Stimmt nur in Ansätzen, muss man einfach mal so kurz & knapp widersprechen.
Um anders als in leider von mir vorher kurz überflogenen Reviews (oder auch dem Trailer & sogar der bescheuerten deutschen Tagline) nicht zu viel zu verraten, sei nur so viel gesagt: es geht um eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem extrem schlauen, aber etwas aggressiven Sohn & ihrer Tochter in einem Haus lebt, in dem immer wieder abscheulich entstellte Gestalten aus dem Nichte auftauchen. Oft nur noch kriechende Fleischmasse ohne Haut, aber fast regelmäßig erscheinend & immer eingeleitet von einem seltsamen Blitz. Der Film fängt also da an, wo einige seiner Horrorfilm-Kollegen schon den Abspann laufen oder eine dumme Erklärung folgen lassen. Dieser Ansatz & das Script sind also schonmal überdurchschnittlich, man geht neue Wege & Genrekombinationen. So weit, so in Ordnung, teilweise sogar spannend, wenn auch etwas viel auf laute Geräusche & Jump Scares setzend.
Schade nur, dass sich die vielen Teile dieses ungewöhnlichen Puzzles, weniger gut vertragen, als der Papst & eine Puffmutter. Wo man das Horrorgenre erhobenen Hauptes verlässt oder erweitert, bleibt man ungeschickt im nächsten Schritt (Sci-Fi) stecken, vergisst seine Family-Drama-Wurzeln sogar komplett. Super schade & im Endeffekt nur halb so clever, wie er sich selbst einschätzt. Obwohl grundsätzlich natürlich alte Muster neu kombiniert, erfrischend sein können. Hier ist das alles aber, auch ohne Spoiler & Trailer, besonders für Vielgucker, ein leichtes Rätsel & ohne Wiedererkennungswert. Alles ist hier in Ansätzen brauchbar - Darsteller, Familiendrama, Grusel, Sci-Fi-Elemente - im Endeffekt aber nicht nur unhomogen, unlogisch & ärgerlich, sondern trotz aller innovativer Kniffe, schon hundertmal gesehen. Wenn auch hier zum Teil gut geklaut. Die Monstereffekte sind noch als Highlight zu nennen & erinnern an eine Mischung aus "Das Ding" & "Freddy Krueger". Ali Larter ist eh immer eine Augenweide & für einen verregneten Tag, gibt es Schlimmeres. Diabolisch ist hier aber eigentlich gar nichts...
Fazit: wenn man selbst etwas diabolisch ist, kann man sagen, der Titel passt ganz gut auf den Film. Wenn man gnädig ist, gesteht man ihm immerhin Mut & Ambition ein. Trotzdem bleibt am Ende noch nichtmal ein fader Beigeschmack, sondern eher ein gleichgültiges Achselzucken über einen wenig geglücktes Genre-Mash-Up. Eher wie eine Zwangsheirat aus Haunted House & Time Travel - ein schlecht gemixter Cocktail, der über gute Ansätze kaum hinaus kommt. Durchschnitt vom Horrorgrabbeltisch - genau das, was er eigentlich ja so gar nicht sein will.