In den späten 60er-Jahren sind die Brüder Kray die Könige von London. Reggie und Ronald beherrschen vom East End aus die Unterwelt und tasten sich nach und nach vor in Richtung West End, wo Prominenz und Geld auf sie warten. Aber während Reggie sich in dieser Welt der Nachtclubs und des Glamours zunehmend wohler fühlt (bzw. von seiner Frau dazu getrieben wird sich wohler zu fühlen), möchte Ron eigentlich lieber ein echter Eastender und Gangster bleiben. Bis zum bitteren Ende.
Was war jetzt das? Bin ich mittendrin eingeschlafen ohne es zu merken und habe etwas Aufregendes verpasst? Waren die Erwartungen zu hoch? Oder vielleicht auch nur zu anders? Freilich, Tom Hardy ist erstklassig, er brilliert hier in der Doppelrolle als Reggie und als Ron Kray, und seine Schlägerei mit sich selbst (also Reggie vs. Ron) ist filmisch die Weiterentwicklung des FIGHT CLUB und wirklich gut gemacht. Aber wenn man mal ehrlich ist kopiert er eigentlich auch nur die Manierismen aus BRONSON. Was zwar anfänglich gut kommt, sich dann aber auch irgendwann einmal ganz furchtbar abnutzt. Und dann merkt man halt auch, dass die Geschichte sich nach dem flotten Auftakt ziemlich zieht, und der Film mit 132 Minuten deutlich zu lang ist. Zwar ist die Idee gut, dem Gangster- und dem Privatleben gleichermaßen viel Raum zu geben, aber das wirkt alles so dröge und zäh. Wenn ich mir überlege wie peppig Scorseses ähnlich angelegter CASINO angelegt ist, und wie schnell dort die Zeit vergeht. Die gelegentlichen Gewaltausbrüche, die dann dank der 16-er Freigabe recht zahm und eher unblutig ausfallen, reißen den Karren auch nicht mehr raus.
Kurz: Der Film ist einfach langweilig, und die Atmosphäre der Swinging Sixties in London wurde meilenweit verfehlt. Hey, ich meine, ein Film, der in der zweiten Hälfte der 60er-Jahre in den Londoner Clubs spielt, wie kann man so etwas inszenieren wie ein trockenes Drama? Das war eine aufregende Zeit voller Musik, Drogen, Sex und Spaß, in der eine unglaubliche Aufbruchsstimmung in der Luft lag. War das im East End etwa anders? Der Film will uns das glauben machen, und das werfe ich ihm ernsthaft vor. Es passt einfach zu vieles nicht: Zu viel Drama, zu wenig Crime, zu wenig Zeitkolorit, zu wenig Elan, zu wenig Action. Bei einem Film über die Krays erwarte ich ganz erheblich mehr Gewalt und Atmosphäre, sowohl bezüglich der Swinging Sixties als auch bezüglich des East Ends. Thema gründlich verfehlt …