Review

ACHTUNG ! SPOILER !

Der wunderschöne Strand färbt sich blutrot. Mädchen- und Drogenhändler haben sich ein neues, bitteres Gefecht geliefert. Eindeutiger Sieger ist einmal mehr der skrupellose Syndikats-Boß Harry (Anthony Caruso). Sein Sieg hat jedoch einen „Schönheitsfehler“. Harry's Lieblings-Girl Anne (Karen Mayo Chandler) ist ihm davongelaufen und hat sich in den Seemann Joe (Frank Stallone) verliebt. Harry läßt Anne entführen, setzt sie unter Drogen und macht sie zu einer seiner zahlreichen Huren. Allerdings hat er Joe unterschätzt. Zusammen mit seinem Freund Bill (Chris Mitchum) macht er Jagd auf den Gangsterboß...(MCP Video Cover)
Bleibt noch nachzutragen, dass Joe (mit ein wenig Hilfe von Bill) nach einigem Hin und Her den Bösewicht am Ende mit einem Schuss in dessen edelsten Teile zur Strecke bringt. Nun kann Joe mit seiner Anne ein neues Leben anfangen. Ach ja, auch Bill findet sein Glück in den Armen einer Strip-Tease-Tänzerin, die dem Lotterleben entsagt und zusammen reiten sie in den Sonnenuntergang...

Frank Stallone, der weniger talentierte (oder glücklose) Bruder von Sylvester und Chris Mitchum, der weniger talentierte Sohn von Robert, zusammen in einem Action-Film, das ist doch eine vielversprechende Kombination. Dachte sich wohl der Produzent des Films, der einschlägig vorbelastete Mardi Rustam. Auf dem Filmplakat wurden die Namen Stallone & Mitchum dann auch entsprechend groß herausgestellt. Dummerweise wählte Rustam als Regisseur für den Film Carl Monson (eine weniger gute Entscheidung), vermutlich weil dieser für wenig Geld zur Verfügung stand. Monson hatte sich in den 70er Jahren sporadisch mit ein paar Exploitation-Filmen hervorgetan. Zuletzt hatte er (wenn man den verfügbaren Quellen glauben darf) 1973 bei „Never Look Back“ Regie geführt. Anschließend erfüllte er noch ein paar Aufgaben als Cutter, das letzte Mal 1976. Was Monson in den fast 10 Jahren danach gemacht hat, darüber waren keine Informationen zu finden. Jedenfalls trat er 1987 mit SAVAGE HARBOR unvermittelt wieder auf den Plan. Leider verstarb Monson im Jahr darauf in relativ jungen Jahren, so dass seine mögliche zweite Karriere ein jähes Ende fand.

Im Vergleich mit seinen früheren Werken gibt sich der Film geradezu prüde, und selbst Bill's Freundin, die Erotiktänzerin Roxey, würde mit ihrer Show keinen Hund hinter dem Ofen hervor locken. SAVAGE HARBOR ist im Grunde ein typischer B-Action-Film, wie sie in den 80er und 90er Jahren massenhaft für den Direct-to-Video Markt produziert wurden, allerdings in jeder Beziehung auf sehr niedrigem Niveau. Die Darsteller agieren hölzern bis unfähig, die Schießereien und Prügelszenen sind hilflos und lachhaft inszeniert und die Story vom einfachen Seemann der sich in die vom Schicksal gebeutelte aber gutherzige Prostituierte verliebt, strotzt nur so vor übermäßig dramatisierten Klischees und nervt mit kitschigen, weich gezeichneten Liebesszenen. Da war z.B. Monsons „A Scream in the Streets“ von ganz anderem Kaliber.

Interessant ist SAVAGE HARBOR vor allem dank der Mitwirkung von Frank Stallone und Chris Mitchum. Während Stallone die eigentliche Hauptfigur ist, bleibt für Mitchum nur eine größere aber undankbare Nebenrolle als bester Buddy von Stallone. Mitchum wirkt dann auch gelangweilt bis desinteressiert und er hat letztlich nicht viel zu tun. Stallone andererseits gibt alles und bleibt dennoch weitgehend phlegmatisch, selbst in den dramatischsten Szenen. Anthony Caruso wiederum gibt einen überzeugenden aber leicht überzeichneten Schmalspur Gangster ohne Skrupel zum Besten, eine Darbietung, die er vermutlich auch im Schlaf abliefern könnte. Caruso ist einer der wenigen Profis in diesem Film und die IMDb listet rund 260 Credits für den Darsteller. Die meisten Aufgaben erfüllte er allerdings in TV-Produktionen, ebenso wie ein Großteil der anderen Darsteller. Produzent Mardi Rustam ist am Ende kurz in der Rolle eines Arztes zu sehen und Carl Monson selbst spielt den homosexuellen Hotelportier Harold. Wenn man nicht blinzelt kann man auch noch seinen Sohn, Clay Monson, als „young costumer“ sehen. Monson Junior wird in den Credits auch noch als „Electrician“ geführt, und Monsons damalige Ehefrau Tricia hat einen Co-Credit für „Costumes“.
„Titles & Opticals“ besorgte David L. Hewitts Firma „Hollywood Optical Systems“, gewissermaßen die Effekt-Schmiede des armen Mannes.

Letztlich ist SAVAGE HARBOR ein leidlich unterhaltsamer, belangloser Action-Müll, ein Film der Freunden guter schlechter Filme ein wenig Vergnügen bereiten dürfte, ansonsten aber wenig zu bieten hat.

SAVAGE HARBOR wurde erstmal im Mai 1988 in Deutschland auf Video veröffentlicht, einmal als gekürzte FSK 18 mit einer Laufzeit von 79:56 Minuten, einmal als zusätzlich gekürzte FSK 16 Version, Laufzeit 76:08 Minuten. Im November 2022 wurde der Film als FSK 16 Blu-Ray mit einer uncut Laufzeit von 90:03 Minuten veröffentlicht. In den alten deutschen Fassungen wurden überwiegend Dialogszenen geschnitten, in der FSK 16 Version auch noch ein paar Gewaltspitzen.

MARDI RUSTAM hat laut IMDb rund 14 Filme produziert, darunter solche Meilensteine wie „Des Satans heiße Katzen“ (1971), „Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein“ (1971), „Psychic Killer“ (1975), „Blutrausch“ (1975) und zuletzt „James Dean: Live Fast, Die Young“ (1997).



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