Review

Eine Fingerübung wie ein Handkantenschlag


Ist Scott Adkins der moderne Chuck Norris? Die Frage kann man sich bei seinem Output und der Reputation seiner Filme durchaus stellen. Nur hofft man bei der Frage auf ein Ja oder ein Nein? Denn es gibt ja sicher schlimmere Vergleiche und Vorbilder. Doch eigentlich egal wie die Antwort lautet und ob man sich die Frage überhaupt stellt - einen Adkins-Actioner kann man sich immer gut geben. Selbst einen eher schnell runtergekurbelten wie „Close Range“, den Adkins mal wieder zusammen mit Isaac Florentine gebastelt hat und in dem er sich einem mexikanischen Drogenkartell gegenübersteht, die es auf seine Nichte abgesehen haben bzw. später auch auf ihn, da er einen für die Gangster wichtigen Flash Drive bei der Befreiung seiner Nichte (unwissentlich) mitgehen hat lassen... 

Natürlich sieht „Close Range“ ziemlich billig aus, die „Story“ braucht nichtmal den berühmten Bierdeckel und schauspielerisch wird hier niemandem auch nur minimal etwas abverlangt, selbst Adkins wirkt hier noch zutiefst unterfordert. Und das will was heißen. Und dennoch hat dieser stupide, simple Actioner eine Art, die man nicht wirklich haten kann oder will. Erst recht nicht, wenn man mit DTV-Actionern von damals aufgewachsen ist. Das hier ist eine Art Texas Ranger auf Speed. Die Stunts und Fights tun ihren Job, sind nicht zimperlich, hintenraus wird's sogar noch gut brutal. Es wird keine Minute mit Exposition und unnötigem Ballast verschwendet und Florentine und sein Stuntteam wissen genau, wie man Adkins ins beste Licht rückt und seine Vorzüge voll aufzeigt. Ein wenig nutzt sich das Ganze zwar doch ab mit der Zeit (was man bei dieser kurzen Laufzeit auch erstmal schaffen muss!), Figurenbindung ist Fehlanzeige und es gibt sicher bessere Adkins-Vehikel - aber noch sicherer auch schlechtere. „Close Range“ füllt den hohlen Zahn mit Krawall, dutzenden Toten, keinem schlechten Gewissen und einem westernartigen Flair, das zwar etwas aufgesetzt wirken mag, das man aber auch nicht alle Tage sieht und das zusammen mit trashigen Avancen an eine sympathischere Version von „Machete“, dem neuen Rambo und Co. erinnert. Allein, dass zu jedem der mexikanischen Killern, die eh gar keinen interessieren, anfangs immer der Name eingeblendet wird, hat mich früh sehr laut lachen lassen. 

Fazit: eher nur für Adkins-Hardcore-Fans und super oft unfreiwillig komisch. Köstlich grob, stumpf, oberflächlich und dumm. Und immer unterhaltsam und natürlich mit starker Action. Ein Zwischensnack zu größeren Aufgaben. Und eigentlich eher ein Bewerbungs-Reel für Adkins und seine Skills. Story und Figurenzeichnung wird überbewertet ;). Spaß beiseite: nicht gut, aber unglaublich trashig und fun. Manchmal geht das klar oder muss sogar sein. 

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