Review
von Leimbacher-Mario
Ein Wahnsinns-Apartment
Als moderner, extrem stylischer Mix aus Polanskis "Ekel" & Hitchcocks "Rear Window" in meiner Phantasie, waren meine Erwartungen hoch. Diese wurden leider nur audiovisuell & in den raren Spannungsspitzen erfüllt. Der Rest ist teilweise alptraumhaft schön, aber nie auf längere Zeit spannend, fesselnd, unterhaltsam.
Kurz gesagt, geht es um einen Mann, der sich in ein Dreckloch von Apartment einmietet, um seinen Auftrag zu erfüllen: die Nachbarin von gegenüber zu observieren. Während die Tage & der Auftrag immer länger wird, scheint den jungen Mann irgendetwas verrückt zu machen, das Apartment wird von Stunde zu Stunde grausamer & seltsame Dinge gehen vor, erst recht in seinen Träumen. Und dann wäre da noch eine ekelhafte, schwarze Flüssigkeit, die mit dem Ganzen auch etwas zu tun haben könnte...
"Observance" ist stylisch ein Genuss & stach auf dem ohnehin visuell ausgezeichnet besetzten Fantasy Filmfest 2015 nochmal heraus. Inhaltlich ist der Film eher ein deutungsschwerer Alptraum - und das in mehrfache Hinsicht. In seinen schlimmsten Phasen unglaublich langweilig & sinnlos, in seinen besten Minuten gegen Ende & während der Traumsequenzen ein Pulstreiber voller dich verfolgender Bilder. Eine Frau ohne Gesicht, brachial laute Industrial-Geräusche, ausgebrochener Schleim oder ein Kind ohne Augen, sind grausam & schockierend, in ihrer Ausführung aber meist sogar eher JumpScares mit Stil. Billige Schocks mit Stil. Schnell stellt man fest, dass ein Vergleich mit den ähnlichen Horrormeisterwerken mehr als hinkt.
Einen Zusammenhang oder Lösung des Ganzen muss man sich zusammenreimen, gibt es endgültig nicht. Von außerirdischer Flüssigkeit bis Blutvergiftung ist alles drin. Auch wenn das Ende endlich packend war, war ich froh als die 90 Minuten vorbei waren. Eine Mischung aus Lynch & Fincher, sich in seinen Deutungsebenen aber eher verlaufend & sicher auch was überschätzend. Wenn ich aber überlege, wie hoch mein Puls ging während der letzten 10 Minuten & wieviel mit Erwartungsspannung gespielt wird, dann wäre einfach noch so viel mehr drin gewesen. Finale teilweise 1A, der Rest eher setzen 5. Mir ist bewusst, dass das Finale ohne den intensiven & langsamen Aufbau so nicht möglich wäre, aber ein großer Höhepunkt reicht einfach nicht, erst recht wenn die meisten bis dahin schon längst das Interesse verloren haben!
Fazit: auch wenn die Atmosphäre zum Schneiden dicht wird, zieht der Film zu selten an & ist im Endeffekt verschnörkelt-langweiliger Arthouse-Horror, der ins Nichts führt!