Im Jahre 2010 wurde die Special-F/X Schmiede „Amalgamated Dynamics Inc.“ damit beauftragt, für das Remake des John Carpenter Klassikers „the Thing“ die „Practical Monster Effects“ zu erschaffen – worauf sich das Team kräftig ins Zeug legte, entsprechende Arbeiten ablieferte und sich mit diesen überaus zufrieden zeigte. Leider entschieden sich die Verantwortlichen im Hause „Universal“ innerhalb des weiterführenden Entstehungsprozesses jedoch dazu, einen Großteil eben jener Schöpfungen nachträglich mit CGIs zu überlagern bzw. im Zuge dessen sozusagen komplett auszutauschen – was sowohl etliche Zuschauer als auch die zwei „ADI“-Gründer Tom Woodruff Jr. und Alec Gillis herbe enttäuschte. Kurzerhand lud letzterer einige Clips der besagten ursprünglichen Kreationen ins Internet hoch und fasste im Folgenden (auf der Basis überwiegend positiver Resonanz) den Entschluss, ein eigenes Werk im angedachten Sinne Schrägstrich Stil zu realisieren: Die Idee zu „Harbinger Down“ war geboren – einem komplett unabhängig (u.a. mit Hilfe einer erfolgreichen „Kickstarter“-Kampagne) produzierten Low-Budget-Horror-Streifen, der 2015 schließlich seine Veröffentlichung erfuhr…
Erzählt wird die Geschichte der Studentin Sadie (Camille Balsamo), welche gemeinsam mit einem ihrer Dozenten (Matt Winston) und einer Kommilitonin (Giovonnie Samuels) auf dem Krabben-Kutter ihres Großvaters (Lance Henriksen) zusammen mit dem erfahren-raubeinigen Kapitän und dessen Crew zu einer Fahrt durchs Beringmeer aufbricht, bei der die Auswirkungen der Erderwärmung auf dort beheimatete Wale untersucht werden sollen. Eines Nachts wird sie auf etwas aufmerksam, das in einem Eisberg eingeschlossen ist und sich nach dem an Bord holen als eine sowjetische Raumkapsel (samt der gut konservierten Überreste eines Kosmonauten) entpuppt, die Anfang der Achtziger in dem Gebiet niedergegangen war. Was zu der Zeit noch keiner ahnt oder weiß: Das Auftauen hat zugleich auch einen aggressiven Mikroben-Organismus erneut „erwachen“ lassen – mutierte Tardigrades (sprich: Bärtierchen), die fortan der Reihe nach die Zugegenen befallen (infizieren) und deren Körper auf abstoßend-groteske Weise „umzuwandeln“ beginnen. Die einzige effektive Verteidigung gegen diese Gefahr scheint ein begrenzter Vorrat an Stickstoff zu sein – viele Meilen von der nächsten Küste entfernt, konfrontiert mit einer unbarmherzig-tödlichen Bedrohung…
Unverkennbar ist „Harbinger Down“ ein Projekt, in dessen Umsetzung eine Menge Herzblut floss: Eine ambitionierte Hommage an klassische „Creature Features“ – welche inhaltlich wie stilistisch allerdings weder sonderlich subtil noch originell ausgefallen ist. Da man im Grunde ständig an diverse „Vorbilder“ erinnert wird – unter ihnen „Alien“, „the Thing“ und „Leviathan“ – ist das letzten Endes leider vor allem eins: Nämlich echt schade. Mit derart offensichtlichen Ähnlichkeiten wären zusätzliche (markante) eigene Ideen vonnöten gewesen, um dem Streifen eine individuelle (abgrenzende) „Identität“ zu verleihen. Regisseur und Drehbuchautor Gillis ist dies jedoch nicht gelungen: Die beste Charakterisierung seiner Story dürfte wohl „formelhaft“ lauten – inklusive damit verknüpfter Vorhersehbarkeiten und anderer Ärgernisse (banale Dialoge, oberflächlich gezeichnete Protagonisten, nicht unbedingt nachvollziehbare Verhaltensweisen etc.). Hinzu kommen noch verschiedene Anspielungen – á la erspähbare „Dipping Birds” im Hintergrund, ein vorhandener „Chess Wizard“ oder ein amüsant abgewandeltes Zitat aus Spielberg´s „Jaws“ – welche zwar nett zu registrieren, im Ganzen aber durchaus auch als ein „zweischneidiges Schwert“ zu betrachten sind…
In der Hauptrolle verbleibt Camille Balsamo („the Paperboy“) ähnlich blass wie ihr von Reid Collums („Knocked“) gemimter Freund Bowman – während Genre-Veteran Lance Henriksen („Stung“) als Schiffsführer schlichtweg perfekt besetzt wurde und eine wunderbar passende Performance (mit so manchem passablen Oneliner und großväterlichen Ratschlag) abliefert. Im Prinzip haben wir es hier mit allerhand gewohnten Archetypen zutun: In diesem Sinne verkörpert Matt Winston („Zodiac“) einen egoistischen Uni-Wissenschaftler, gehört ein sanftmütig-humorvoller Hüne mit zur Crew (Winston James Francis aus „Little Boy“ als Big G), steuert Michael Estime´s (TV´s „Everybody hates Chris“) paranoide Figur Dock ein wenig „Comic Relief“ bei und sind die übrigen kaum der Rede wert – von Newcomerin Milla Bjorn („Beyond Deceit“) als russisches „Badass Babe“ Svet vielleicht mal abgesehen, welche trotz einer ins Abstruse hinein tendierenden „überraschenden Wandlung“ einen brauchbaren Eindruck hinterlässt. Generell wird es dem Publikum nicht ermöglicht, in einem ergiebigen Maße eine vernünftige Bindung zu den jeweiligen Personen aufzubauen – weshalb es einem irgendwann beinahe egal wird, ob am Ende überhaupt jemand mit dem Leben davonkommt…
Primär dient der Film dazu, die Kreativität und Fähigkeiten der F/X-Crew zu präsentieren – wogegen alles andere enttäuschend zweitrangig anmutet. Gillis, Woodruff und ihr Team haben die unterschiedlichen „Auswüchse und Formen“ der Kreatur komplett „in Handarbeit“ gestaltet und eingefangen – sie also u.a. mit Latex, Schaumstoffen und schleimig-klebrigem Sirup angefertigt, per „Stop Motion“-Verfahren, eingebauten Animatronics und tatkräftigen „Puppenspielern“ in Aktion versetzt sowie mit geschickt gewählten Kamera-Perspektiven und damit verknüpften (beispielsweise optisch Größenverhältnisse verändernden) „Tricks“ ins rechte Licht gerückt. Das Geschöpf kann sich zum Teil verflüssigen, weist groteske Gliedmaße, Mäuler und Tentakel auf, absorbiert seine Opfer partiell und wächst gedeihlich weiter: Ein unerbittliches, grässliches Wesen mit geradezu verstörenden Eigenheiten und Äußerlichkeiten – welches einem jedoch ebenfalls unvorteilhaft vertraut erscheint und daher ein Stück seiner potentiellen „Wucht“ einbüßt. Was die Jungs und Mädels von „ADI“ da erschaffen haben, ist zweifellos imponierend – speziell in der heutigen CGI-dominierten Zeit – allerdings hätte ein gestandenerer Regisseur als Gillis mit Sicherheit eine bessere Wahl markiert...
Bei meist nur spärlicher Beleuchtung griff man in „ereignisreicheren Momenten“ des Öfteren auf schnelle Schnittfolgen und Kamera-Bewegungen zurück – wodurch es einigen Sequenzen nun aber an Übersichtlichkeit mangelt. Unabhängig dessen ist anzuführen, dass einzelne Effekte gelegentlich doch auffällig „künstlich“ ausschauen: Mit stärkerer Zurückhaltung hätte man in dem Bereich definitiv ein überzeugenderes Ergebnis erzielen können. Indes wussten mir die verwendeten Modelle des durchs Eismeer fahrenden Schiffes prima zu gefallen – genauso wie die klaustrophobisch-düstere, seitens Cinematographer Benjamin L. Brown („the Lost Piece“) stimmig eingefangene Atmosphäre (insbesondere unter Deck). In diesem Kontext erfüllt auch der Score Christopher Drakes („Tusk“) seine angestrebte Absicht – nichtsdestotrotz wird es nie ernsthaft spannend. Das alte Sprichwort „Schuster, bleib bei Deinem Leisten!“ möchte man Alec Gillis für die Zukunft raten, denn mit einem stärkeren Drehbuch sowie ergiebiger dargereichten Set-Pieces hätte „Harbinger Down“ wesentlich mehr sein können als im Grunde bloß ein unoriginell-unaufregend-mittelprächtiges Low-Budget-B-Movie im „Retro-Stil“, das dem geneigten Genre-Fan „unterm Strich“ einfach nicht genügend zu bieten vermag...
„4 von 10“