Review

Kultfilm.
Zeitloser Klassiker.
Must See.

All diese Komplimente gibt es in Verbindung mit "The Breakfast Club" zu hören. Dann lass ich mir so was, als absoluter Filmfreak, natürlich nicht entgehen und muss mir dieses vermeintliche Meisterwerk logischerweise anschauen.

Meinen Vorrezensenten und auch den Fans des Film kann ich mich jedoch nicht anschließen. Mit "The Breakfast Club" sieht man zweifellos einen anspruchsvollen, traurigen, aber auch schönen Film, doch ihn als einen Evergreen zu bezeichnen, da ist er mir zu einfach gestrickt.

Im Mittelpunkt stehen 5 Teenager. Was heißt Mittelpunkt. Sie sind Dreh- und Angelpunkt des Films. Da wäre

- Andy, die Sportskanone (Emilio Estevez), der Ringer an der hiesigen Highschool ist. Er scheint schneller seine Fäuste als seinen Mund sprechen zu lassen und meint, Konflikte durch Einsetzen seiner physischen Kräfte lösen zu können.

- Bender (Judd Nelson), ein Sprücheklopfer, wie er im Buche steht. Er gibt nach außenhin den knallharten Typ, dem alles egal ist und dem nichts und niemand etwas anhaben kann. Er zieht alles durch den Dreck und es scheint, mit ihm nicht eine Sekunde normal reden zu können.

- Claire (Molly Ringwald), die "Prinzessin", ein anscheinend sehr konservativ erzogenes Mauerblümchen, das es schon allein anstößig findet, über Sex zu reden.

- Brian (Anthony Michael Hall), der ultimative Streber, der alles hinterfrägt, im Mathe-, Latein- und Physikclub der Schule ist und sich mit seinen Noten definiert. Und dadurch auch vor Selbstmord nicht scheut, wenn er mal eine schlechte Zensur bekommt.

- Allison (Ally Sheedy), der Freak. Sie scheut auch nicht von furchtbaren Sandwichkonstellationen, verbreitet Lügen über sich. Sofern sie überhaupt mal ihren Mund aufbekommt.

Diese 5 Teenager also sind das Ein und Alles des Films. Dazu kommen noch der Rektor Richard Vernon (Paul Gleason) und der Hausmeister Carl (John Kapelos). Ersterer verdonnert die 5 Protagonisten zu einem vereinsamten Nachsitzen an einem Samstagvormittag, mit dem Ziel, dass sie sich mal Gedanken über sich selber machen, in Form eines Aufsatzes, den sie über ihren Charakter, ihr Denken, verfassen sollen.

Der Rektor symbolisiert die ganze Lehrerschar, wie sie nur die Hülle der Schüler sehen und den eigentlichen Kern nicht erkennen. So entpuppen sich die Teenager nach und nach zu zerbrechlichen Wesen, jeder hat seine Probleme, sei es der Vorzeigeschüler Brian oder auch der Schwätzer Bender. Man erfährt, Brian dachte schon mal an Suizid, weil er in Werken eine 6 bekommen hat, da er keine Lampe herstellen konnte. Und Bender wird von seinem Vater hin und wieder missbraucht, wie man unschwer an der Wunde auf seinem Arm erkennen kann.

Somit ist "The Breakfast Club" nicht nur eine Kritik an der Institution Schule, sondern auch am Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, zwischen Menschen allgemein. Umso mehr man sich mit einem Menschen auseinandersetzt, desto mehr aus seinem Inneren erfährt man, man sollte nicht nur das Äußere sehen oder das Auftreten an der Oberfläche.

Das ist ein sehr großer Pluspunkt des Films, da sehr viel geredet wird, zunächst noch viel gegeneinander, doch nach und nach freunden sich die Schüler mehr oder weniger an, halten zusammen und erfahren mehr über sich. Und somit auch der Zuschauer. Der Film ist dadurch sehr dialoglastig, aber durch die sehr verschiedenen und facettenreichen Charaktere kommt niemals Langeweile auf, dafür ein Tiefgang in den Dialogen, wie man es nicht jeden Tag in Filmen sieht.

Ich persönlich jedoch wünschte mir noch tiefgründigere Gespräche, ich denke da an "Six Feet Under", wo das Leben einfach nur 1:1 rübergebracht wird meines Erachtens. Auch kann ich mich nicht wirklich mit einem der Charaktere identifizieren, die Schauspieler vollbringen zwar alle sehr gute Leistungen und man kauft den Protagonisten zweifellos ihre Probleme und Leiden ab, doch teilweise sind die Teenager eben einfach die Klischees der jeweiligen Sparte, also Schläger, Sprücheklopfer, Streber usw.

Auch die Musikuntermalung in den traurigen, emotionalen Szenen hätte meiner Meinung nach besser sein können. Wenn die Schüler durch die verlassenen Gänge des Schulhauses rennen, hört sich das ja fast an wie aus einem John Carpenter Film. Aber ich will ja nicht penibel sein.

"The Breakfast Club" ist jedoch komplett gesehen ein erfrischend anderer Film, wie man sie zwar nocht nicht so oft erlebt hat, ihn aber wie gesagt als einen Meilenstein oder einen Kultfilm zu bezeichnen, halte ich für übertrieben. Man sollte ihn schon gesehen haben, so vom Hocker gehaut wie andere hat er mich jedoch nicht.

7,5/10 Punkte

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