Review

Es gibt Filme, die man nie vergisst, die einen durchs Leben begleiten und die einen nachhaltig geprägt haben.
1985, im Jahr 3 nach Kohl, war ich gerade im richtigen Alter um mich mit all den Problemen rumzuschlagen, den Teenager damals so hatten. Man hatte "City Cobra" gesehen, "TdT" war ein Muss und ansonsten war man cool und hörte Aha, Modern Talking oder Sisters of Mercy - je nachdem.
Und dann schlich sich heimlich. still und leise ein kleiner, ruhiger Film in unser Herz ( und Hirn ) der so ganz anders war. Keine Action, keine Helden, kein Schwarzenegger - fast so was wie das kleine Fernsehspiel.
Also eigentlich völlig unter unserem Niveau, pahh - Weiberkram -aber so hinreissend schön und wahr, das man selbst als harter Kerl mitfühlen konnte.
John Hughes hat hier sicherlich ein Zeitzeugnis geschaffen, das auch in 20 Jahren noch aktuell sein wird.
So ein Haufen hat jeder in seiner Schulzeit erlebt. Und durch die Zeichnung der Charaktere findet sich jeder in einem der Protagonisten wieder. Die Beautyqueen, noch dazu aus reichem Hause. Das Sportas, das mit seinen Superhelden die kleineren quält. Der Streber, der so aussieht, als könne er sich selbst nicht leiden. Die Bekloppte ( oder wahlweise: die Friedensaktivistin im Friesennerz mit Bertoffenheitsattitüde ) mit der künstlerischen Ader.Dann natürlich der Freak, der Coole aus zerrütteten Verhältnissen. Ohne Kohle, aber frei.
Dann natürlich ein Oberarsch von Lehrer, das Sublimat aller überforderten, desillusionierten Pauker, die man jemals hatte.

John Hughes lässt sich viel Zeit, um die Charaktere zu entwickeln. Langsam erfährt man Hintergründe aus Ihrem Leben, warum Sie sind was Sie sind - oder sein müssen.
Was Sie bewegt, wie selbst die "Erfolgreichen" unter Ihrem Leben leiden. Das allles braucht Zeit, ohne aber jemals langweilig zu werden, im Gegenteil. Man fühlt mit, findet sich wieder, ergreift Partei, ohne das man die Sicht der Anderen nicht auch verstehen könnte.

Auch wenn in Deutschland das Kastensystem der USA High Schools so nicht existiert - diese Gruppen hatte jeder an der Schule. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Am Ende hat jeder seine speziellen Erfahrungen gemacht, hinter die Maske des Anderen geblickt und vielleicht sogar etwas für die Zukunft gelernt - ohne das der Film so kitschig wäre, die große Läuterung zu propagieren.
Und gerade das macht den Film so wichtig und stark - er ist gefühlvoll ohne in Kitsch abzugleiten, spassig ohne Platt zu werden, man hat Identifikationsmöglichkeiten ohne Partei ergreifen zu müssen.
Dazu kommt ein Soundtrack, der es in sich hat ( Dont you von den Simple Minds ist immer noch einer meiner AllTime Favourites ) , ein Zitat von David Bowie am Anfang und eines von Judd Nelson am Ende, glaubhafte Charaktere und einen Wortwitz, der selbst in der deutschen Syncro noch funktioniert.
Die Darsteller, die Creme de la creme des damaligen "Bart Pack", tun Ihr übriges um den Film zu einem Klasiker werden zu lassen. Zwar zeigt sich hier auch wieder, das die "Guten" immer langweiliger sind als die "Bösen, aber speziell Anthony M. Hall hat starke Momente als Streber. Ally Sheedy ( schmelz!) macht Ihre Metamorphose glaubhaft und Judd Nelson als "Freak" ist das Highlight des Films. Und mal ehrlich, so wollte jeder sein ( zumindest ein bisschen) Denn die Coolen, Kaputten kriegten immer die Bräute. Ein gewichtiges Argument in einer Zeit, als die eventuelle vorzeitige Ejakulation das extenzielle Problem der Heranwachsenden war.
Dabei bleibt der Film immer glaubhafz, ohne zu überzeichnen, das Drehsbuch ist schlüssig und stimmig. Die Themen ( Eltern, Drogen ( = "Die Weiber können den Rauch nicht drinnenbehalten, das ist es genau" =lol , häusliche Gewalt, der Druck der Gruppe, Notenstress) haben auch nach 20 Jahren nichts von Ihrer Aktualität verloren.
Fazit : Ein ruhiger Film, der für alle Zeiten einer meiner Liebesten ist, den auch die heutige Generation für sich entdecken sollte ( Meine (junge) Freundin kannte ihn nicht, aber war beeindruckt)
Tole Darsteller, tolle Musik, tolle Aussage - KULT und KLASSE

10/10

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