Die junge Maklerin Alicia stolpert bei einer Inspektion über einen heruntergekommenen Wohnblock, der demnächst an einen Spekulanten verkauft werden soll. Beim Anblick der morbiden Romantik des alten Gemäuers kommt ihr die Idee, zum Geburtstag ihres Freundes Simon in genau dieser Umgebung das ultimative Schäferstündchen zu feiern. Gesagt, getan - doch als die beiden des Nachts ihr Liebesnest einweihen wollen, finden sie den letzten Mieter ermordet vor. Schlimmer: Die Mörder sind noch im Haus und plötzlich sind alle Türen verschlossen! In nackter Panik suchen Alicia und Simon einen Ausweg aus der tödlichen Falle. Doch der "Liquidator", finsterste Personifizierung seiner sadistischen Zunft, ist ihnen unerbittlich auf den Fersen. In dem verwirrenden Labyrinth aus Zimmern, Treppen und Korridoren könnte nun der Tod in jeder dunklen Ecke lauern.
Nach seinem Kurzfilm "Zombies and Cigarettes" aus dem Jahr 2009 präsentiert Rafa Martinez nun mit "Sweet Home" seinen ersten Langfilm und fügt dem Sub Genre des Home Invasion Horrorthrillers einen weiteren Beitrag hinzu. Dieser ist im Prinzip auch recht gut gelungen, denn vor allem in atmosphärischer Hinsicht weiß das Werk durchaus zu überzeugen. Zudem birgt eine nicht unwesentliche Änderung einen besonderen Reiz, denn die beiden Hauptfiguren Alicia und Simon werden hier nicht in ihren eigenen vier Wänden attackiert, sondern vielmehr in einem fast gänzlich geräumten Mehrfamilienhaus, zu dem die hübsche Alicia als Maklerin einen Schlüssel besitzt. Ansonsten bietet die Geschichte allerdings nichts Neues und so kann man sich als Zuschauer auf ein eher bekanntes Szenario einrichten, das aber trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit spannende und teils blutige Unterhaltung verspricht.
Da sich fast das komplette Geschehen in dem Haus abspielt, entfaltet sich ziemlich schnell eine leicht klaustrophobische Grundstimmung und der Umstand, das die beiden Opfer von den Tätern eingeschlossen werden sorgt für eine immer stärker anschwellende Bedrohlichkeit. Wenn Martinez nun nicht zu viele unlogische Abläufe eingebaut hätte könnte "Sweet Home" sogar als hervorstechender Beitrag angesehen werden, doch leider treten in dieser Beziehung dann doch zu viele nicht nachvollziehbare Handlungen der Protagonisten auf den Plan, die das Sehvergnügen ein wenig trüben. Sowohl Täter als auch die Opfer agieren streckenweise auf eine fast schon haarsträubende Art und Weise, das man nur verwundert den Kopf schütteln kann. An gewissen Stellen ist dieses Verhalten zwar sogar eher der Spannung förderlich, doch geben sich auch immer wieder Momente zu erkennen, die selbst nicht mit der vorherrschenden Situation zu erklären sind. Das ist sehr schade, denn mit zumindest ein wenig mehr Logik würde der Gesamteindruck des Ganzen weitaus besser ausfallen, wobei man allerdings fairerweise anmerken sollte, das sich die Geschichte auch in der vorliegenden Form immer noch oberhalb des Durchschnitts ansiedelt. Insgesamt gesehen handelt es sich nämlich bis auf die angesprochenen Defizite um ein stimmiges Gesamtpaket, das sogar den Hauch von Sozialkritik durchschimmern lässt.
Dieser schiebt sich nämlich durch die Hintergrundthematik der illegalen Zwangsräumung von Wohnhäusern in den Vordergrund und dabei handelt es sich ganz sicher um einen Aspekt, den man keinesfalls in das Reich der Fantasie abschieben kann. Schließlich gibt es solche Machenschaften auch in der realen Welt, so das diese Note dem Szenario sehr gut zu Gesicht steht. Man hätte an dieser Stelle sogar noch etwas mehr bewerkstelligen können, doch leider kommt dieser Punkt nur hintergründig zur Sprache und kommt so nicht über den Stellenwert einer Fußnote heraus. Zum dargebotenen Schauspiel der Akteure kann man nicht allzu viel sagen, die Täter nehmen einen eher anonymen Status ein und bemerkenswert erscheint lediglich die Performance von Hauptdarstellerin ]Ingrid García Jonsson, deren Figur jedoch auch mit allerlei Klischees beladen ist. Präsentiert sie sich doch zunächst als das sprichwörtlich schwache Geschlecht und wirkt in der ersten Hälfte des Filmes wie ein verängstigtes junges Reh, um sich dann in der Folge wie eine gestählte Kampf Amazone zu zeigen, die selbstverständlich auch im finalen Showdown ohne Weiteres aus einer schier hoffnungslosen Lage heraus kommt.
Insbesondere das Finale kommt dann noch einmal ohne jegliche Logik daher und untermalt den bis dahin gewonnenen Eindruck, das dieser Begriff in "Sweet Home" nicht sonderlich groß geschrieben wird. Wer also ein jederzeit nachvollziehbares Szenario erwartet wird stellenweise die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, alle anderen Genre Fans dürften aber durchgehend auf ihre Kosten kommen. Letztendlich offenbart sich nämlich ein atmosphärisches und durchaus spannendes Filmchen, das zudem an diversen Stellen mit einigen harten Einlagen garniert wurde. Ein Festival an Härte sollte man allerdings nicht unbedingt erwarten, denn insgesamt gesehen bewegt sich der Härtegrad in einem normalen Rahmen.
Fazit:
"Sweet Home" ist definitiv kein Meisterwerk und gewisse Abläufe gestalten sich alles andere als logisch. Dennoch weiß der Film zu gefallen und eignet sich bestens für alle Genre Liebhaber, die keinen allzu gesteigerten Wert auf nachvollziehbare Handlungsweisen der Protagonisten legen. Eine Sichtung kann man bedenkenlos wagen, sollte sich aber von beginn an über die offensichtlichen Mankos im klaren sein.
7/10