Review

Ohne ersichtlichen Grund bricht in Hamburg eine Seuche aus. Die Opfer verfallen erst dem Wahnsinn und sterben dann zusammen gekrümmt in Embryonalstellung. Während Ärzte und Wissenschaft noch streiten, ob Viren, Bakterien, Strahlung oder sexuelle Übertragung die Ursache ist, breitet sich die Seuche in rasender Geschwindigkeit aus. Arzt Sebastian (Helmut Griem) befindet sich wegen einem Vortrag in der Stadt, als die Quarantäne verhängt wird. Zusammen mit einem Wurstbudenbetreiber, einem Rollstuhlfahrer und einer schüchternen Touristin (Carline Seiser) schlägt sich Sebastian durch die apokalyptische Hansestadt...

Die Norddeutsche Endzeitversion von Autorenfilmer Peter Fleischmann (JAGDSZENEN AUS NIEDERBAYERN, DOROTHEAS RACHE) erinnert bereits in ihren ersten Zügen stark an THE CRAZIES von George A. Romero. Der Wahnsinn fällt nicht so aggressiv aus, sondern zeigt sich eher durch wirres Gerede, die Parallelen sind jedoch unverkennbar, siehe Vermummte in Strahlenschutzanzügen und Gasmasken. Was im Stile eines Quarantäne-Horrors beginnt, geht in ein mit humoristischen und surrealen Elementen gespicktes Roadmovie auf der Lüneburger Heide über und mündet dann in eine Orgie der Oberschicht, in der die letzten Überlebenden wie in Herzogs NOSFERATU dem sicheren Ende entgegen feiern. Nicht nur für damalige Verhältnisse handelte es sich um eine aufwendige deutsche Produktion mit Hubschraubern und Panzern, die geschlagene vier Millionen Mark gekostet hat. Teilweise holpert die Produktion, der Spannungsbogen ist relativ flach gehalten und im Vergleich zu Fassbinders Dystrophie WELT AM DRAHT zieht DIE HAMBURGER KRANKHEIT klar den Kürzeren. Bringt man etwas Geduld mit, wird man aber auf angenehm verstörende Weise unterhalten.
Unter den Protagonisten finden sich bekannte Gesichter wie Fernando Arrabal (VIVA LA MUERTE) und the one and only Rainer Langhans, vor seiner Kommunenzeit mit kurzen Haaren.

"Schlecht sind die Gesunden,
haben unsereins geschunden.
Der Terror der Ärzte im weißen Kittel,
der Terror der Beamtenbüttel,
die ganze Wut der gesunden Welt
war gegen ein paar Kranke eingestellt.
Doch jetzt Posaunen hallen,
die Werte der Gesellschaft fallen.
Die Gerechtigkeit zeiht blank,
die Gesunden sind jetzt krank."

Fazit:
Endzeit "Made in Germany" - Trotz einiger Längen echt stark!

Details