Review
von Leimbacher-Mario
Der Fluch der Fantastischen
Der Roger Corman-Fantastic Four aus den frühen 90ern ziert die Kellerregale der Macher & ist nur als Trash zu gebrauchen, die zwei Hollywood-Blockbuster aus den 00er Jahren taugen nichtmal als das. So ging die undankbare & scheinbar verfluchte Aufgabe den ersten guten Film der fantastischen Vier auf die Beine zu stellen, an "Chronicle"-Wunderkind Josh Trank. Leider ohne Erfolg. Sogar dem absoluten Gegenteil davon: finanziell ein Debakel, qualitativ von der Kritiken & dem Publikum zerfetzt. Stress zwischen Studio & Regisseur, Fortsetzungen eingestampft & einen viel versprechenden Cast rettungslos verschleudert. Was da abging Mitte 2015, war nicht schön anzusehen für den hoffnungsvollen Zuschauer. Der Film tut nicht ganz so weh & ist bei weitem nicht so ein Fehlschlag wie einige schrien, doch leider auch weit davon entfernt ein guter Film zu sein. Die vielen Unstimmigkeiten & Produktionsquärelen merkt man ihm an jeder Ecke an.
Von extrem coolen Ansätzen bis zu lächerlichen Aussetzern bietet "Fant4stic" eine bunte Mischung. Die Idee die vier Fantastischen als Kinder bzw. Teenager mit schweren Eingewöhnungsproblemen durch ihre neuen Fähigkeiten zu zeigen, mag ich. Den Bodyhorror-Aspekt, wenn auch sehr versteckt & verschnitten, die erstklassige Besetzung oder auch Details wie den Look des Dings oder Dr. Dooms brutalen Ausbruch aus seiner Untersuchungszelle - alles wirklich viel besser als meine niedrigen Erwartungen. Meine Neugier auf das verrissene Teil war definitiv berechtigt. Den Mut von Josh Trank muss man bewundern, sich so gegen die quietschbunte Vorlage plus die Studiobosse zu stellen. Der erste Teil des Films trägt seine Handschrift unverkennbar & ist zwar langsam, aber nicht uninteressant. Leider wird dies von den Wenigsten gewürdigt & für Trank wird es nun ganz schwer wieder ein Bein nach Hollywood zu kriegen. Etwas unfair ist das schon, denn richtig mies wird der Film erst im Finale, mit dem der Regisseur sehr wenig zu tun hatte & das katastrophal neugeschnitten bzw. nachgedreht wurde.
Egal wie sehr der Film von meinen tiefergelegten Erwartungen & dem Aussenseiterbonus profitierte - selbst mit einem zugedrückten Auge muss man sich eingestehen, wieviel mehr hier drin gewesen wäre & was für abgrundtief schlechte Stellen er hat. Er zieht sich nicht nur wie Kaugummi & mäandert in Exposition herum, sein vollkommenes Ungleichgewicht wirkt manchmal sprachlos machend. Manche Effekte sind klasse, manche dagegen schockierend mies. Manchmal rufen die namhaften jungen Hollywoodstars ihr Charisma & Können ab, dann wiederum wirken sie wie schlafwandelnd. Zuerst freut man sich über die teuflische & wütende Umsetzung Dr. Dooms, dann wird er in einem lächerlichen Finale vollkommen verschwendet. "Fant4stic" läuft über vor solchen Widersprüchen & ist daher eher frustrierend als wirklich schlecht. Zu gerne würde ich Tranks originale Vision sehen - Szenen wie die verstörend düstere Rückkehr in das Labor nach dem Unfall in der Paralleldimension, lassen richtig gutes, grausames & erwachsenes Zeug erwarten!
Fazit: nicht die von vielen herbeikritisierte Vollkatastrophe & einige sehr coole Ansätze. Im Endeffekt aber ein ärgerliches Kuddelmuddel, das vor allem im letzten Viertel wirkt wie ein Retortenbaby aus den Studiochefetagen. Schade um Josh Tranks Bodyhorror-Vision!