1970 war es soweit. Der vorherige Drehbuchautor, vornehmlich bei harten Spaghettiwestern, Dario Argento, drehte seinen Debütfilm. Mit dem "Geheimnis der schwarzen Handschuhe" schuf er seinen ersten "Giallo"-Film, und machte sich selbst zur Gallionsfigur des Genres, und bis heute einziger wirklich perfekter Ausnutzer der Gegebenheiten dieser Thrillerkategorie.
Das Paradigma ist klassisch für einen Giallo: Da haben wir den Helden, der eher zufällig und unfreiwillig zum ehrgeizigen Detektiv wird, nachdem er einen grausamen Mordversuch beobachtet. In seiner wohl eindrucksvollsten Szene, zeigt uns Argento wie sein Protagonist Sam Dalmas (gespielt von Tony Musante) zwischen zwei Glasscheiben gefangen ist, und in der hell ausgeleuchteten Kunstgalerie eine Frau von einem ganz in Schwarz gekleideten Mann angegriffen wird. Fast verblutend liegt die Frau kurz vor Sam - nur die Scheibe trennt sie voneinander. Von da an, wird Sam immer neugieriger, recherchiert, und wird selbst Opfer eines Mordanschlags. Seine spannende Suche nach der Wahrheit führt ihn zu skurrilen Charakteren, wie ein geisteskranker Häftling, mit dem passenden Spitznamen "Servus" oder einem katzenfressenden Maler (Mario Ardorf). Das Ende erweist sich dann als mehr oder weniger überraschend, einen satten Plot-Twist schenkt uns Argento dann aber auch noch mit auf den Weg.
Argento zeigt ganz deutlich, wo er hin will. "Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ist ein ziemlich geradlieniger Thriller mit Hitchcockschen Elementen und einigen wirklich anschaulichen Kamerafahrten über die hübschen Dächer Italiens. Storytechnisch tischt und Argento hier keinen allzu großen Humbug auf. Die Charaktere sind zwar gut besetzt, besitzen aber noch zu wenig tiefe, als dass wir uns wirklich fragen würden, wer von denen nun der Bösewicht ist. Aber von spröden "Whodunit"-Geplänkeln á la "Columbo" sieht man in diesem Film zum Glück eher wenig. Dieses Erstlingswerk besitzt noch nicht die visuelle Wucht eines "Suspiria" oder "Opera", und schon gar nicht deren Mordsequenzen. Wem die Geschichte gefällt, der mag "Profondo Rosso" preferieren, und wer einen reinen, sehr optisch angelegten Giallo sehen, der soll zu "Tenebre" greifen. Abschließend kann konstatiert werden, dass das "Gehemnis" zwar reizvoll, aber eher unspektakulär ist. Zwar sehenswert, aber kein Klassiker für die Ewigkeit.