Review

Legacy of Kain

"He Never Died" verkörpert so viele Gründe, warum ich Indie-Filme liebe, gerade im Horror-/Fantasy-Bereich. Umso weniger man über die Handlung & den Film weiß, desto mehr wird er einen umhauen. Trotzdem verraten Titel & Poster/Cover eigentlich ja schon genug, sodass ich den Inhalt zumindest kurz anschneiden kann. Es geht um einen scheinbar unsterblichen Mann, der aus seinem langweiligen & miesepetrigen Leben gezogen wird, als er Ärger mit der Mafia bekommt. Klingt simpel, hat man so aber sicher noch nie gesehen. Am ehesten als Mischung aus "Terminator", "John Wick" oder "Taken" zu beschreiben, mit tiefschwarzem Humor & einem übernatürlichen Touch. Richtig gelungen für Genre-Fans & eine kleine Perle 2015/2016. Mit dem Begriff künftiger Kultfilm wage ich mich ganz zart um mich zu werfen & selten habe ich als der Abspann lief, lauter nach Mehr geschrien. Über eine Fortsetzung, vielleicht mit etwas mehr Budget, würde ich mich riesig freuen & ich bin sicher, dass sich das unabhängige & besondere Werk, in den kommenden Jahren eine ganz gute Fanbase aufbauen wird.

Am Anfang sagte ich, dass "He Never Died" für mich ein Vorzeige-Indie-Flick ist - wozu ich gerne Gründe nachliefere, neben dem gelungenen Genremix. Zum einen wäre da ein sonst eher kleine Rollen übernehmender Hauptdarsteller, der hier perfekt auftrumpft & in die Rolle des verbitterten Antihelden genial reinpasst. Henry Rollins rockt & ich möchte noch viel mehr von ihm sehen. Teilweise fühlte ich mich etwas an den Humor & das Charisma eines jungen Schwarzeneggers erinnert, vor allem da beide eigentlich nicht die besten Schauspieler sind, jedoch absolute Sympathiebomben, selbst als Fast-Bösewichte. Wie Rollins trockenen Humor einfließen lässt & gleichzeitig harte, zum Teil erfreulich blutige Action glaubhaft vermittelt, macht einfach Spaß & ist das Herzstück des empfehlenswerten Films. Wenn er minutenlang seine bisherigen Berufe aufzählt, stimmt das Timing einfach sagenhaft & ich könnte mich wegschmeißen. Sogar in der deutschen Synchro. Zudem klagt die "(un)klassische" Rachegeschichte nicht über ihr geringes Budget, sondern nutzt es zum eigenen Vorteil. Wenn z.B. die lange Vergangenheit des Protagonisten einfach an Hand eines Koffers mit Relikten & einem Kopfkino-Soundteppich erläutert wird, dann ist das spitze. Nur einmal hatte ich mir eine größere Actionszene gewünscht & nicht ganz so großes Vertrauen in die Fantasie des Zuschauers, als Henry/Jack in seiner liebsten Bar aufräumt & man eigentlich nur das Ergebnis sieht. 

Im Kern der ganzen schwarzhumorigen Fantasy-Rache, steckt sogar noch eine Liebesgeschichte, eine Vater-Tochter-Beziehung & enorme Charakterentwicklung, vom richtigen Arschloch zum Arschloch mit Herz - was zum Teufel will man denn mehr? Das Ende wirkt vielleicht etwas abgehakt & trotz innovativer Verpackung wirkt der Kern der Story arg bekannt, was für mich kaum ins Gewicht fällt. Man hat einfach Spaß mit einem unsterblichen Wesen, dass schon alles gesehen hat & der Welt überdrüssig ist. Sei es Gewalt, Liebe oder Bingo. Cool, cooler, He Never Died. Hoffentlich ein Sleeper-Hit & mindestens genauso frech wie "Deadpool" im Blockbuster-Kino dieses Jahr. Wie gesagt: eine größere Fortsetzung mit mehr Gewalt, mehr Budget & innovativerer Story - ich wär sowas von dabei! Denn obwohl sich unser "Held" zwar weiterentwickelt hat & gegen Ende lernt, ist er meiner Meinung noch lange nicht am Ende seiner Reise angekommen.

Fazit: ganz starker Indie-Flick mit trockenstem Humor kombiniert mit (fast) genug Härte, was diese ungewöhnliche Unsterblichkeitsgeschichte zu einem absoluten Geheimtipp macht. Wer weiß wie lange noch! Stirb Langsamer - oder eben nie ;)

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