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Mario Bava, Wegbereiter des Slashers, setzt für die Zeit von 1971 wahre Maßstäbe in Sachen Splatter und kreatives Ableben. Leider trüben die schwachen Darsteller und die unübersichtlich aufgezogene Story deutlich den Genuss.

Gräfin Donati hinterlässt einen Abschiedsbrief, doch dann wird sie von ihrem eigenen Ehemann umgebracht, der kurz darauf selbst einem Mord zum Opfer fällt. Die raffgierige Verwandtschaft hockt indes in den Startlöchern, denn jedes Mittel ist recht, um an das Erbe zu gelangen...

Bava untermauert bereits mit der Einstiegsszene, dass er nach Werken wie "Blutige Seide" oder "Die toten Augen des Dr. Dracula" zwar nicht mehr ganz so akribisch um ein wirkungsvolles Spiel mit Farben und ausgeklügelte Kamerapositionen bemüht ist, doch die morbide Atmosphäre punktet sogleich. Leider ist es um die Figuren mehr schlecht als recht bestellt, denn eine Hauptfigur gibt es nicht wirklich und somit auch keinen Sympathieträger, zumal jeder in der Verwandtschaft mindestens eine hervorstechend negative Eigenschaft mitbringt.

Diese manifestiert sich primär bei den blutig in Szene gesetzten Morden, welche in ihrer expliziten und teils derben Form ihrer Zeit weit voraus sind. Da gibt es deftige Kehlenschnitte, eine Machete im Gesicht, ein Speer im Rücken, eine Enthauptung und eine entstellte Leiche mit Tintenfisch drauf. Auch der Bodycount ist mit rund einem Dutzend relativ hoch.

Allerdings kommt es zwischenzeitlich immer wieder zu Durchhängern, zumal vier eigentlich unbeteiligte Jugendliche zu lange im Fokus stehen, während man über Hintergründe und Relationen der gierigen Erben gerne mehr erfahren hätte. Erst gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse, als es beinahe im Minutentakt zu immer neuen Wendungen kommt und die Abschlussszene so unerwartet eintritt, dass sie zu den aberwitzigsten und skurrilsten ihrer Zeit gezählt werden kann.

Auf atmosphärischer Ebene punktet natürlich die stets souveräne Kamera mit einigen Egoperspektiven, Nahaufnahmen und düsteren Blickwinkeln, während sich der Score eher zurückhält. Der Schauplatz der Bucht und einige verwahrloste Gebäude schüren ebenfalls die latent bedrohliche Stimmung, nur die meisten Mimen wirken demgegenüber zu hölzern, lediglich Isa Miranda vermag innerhalb ihrer wenigen Szenen als alte Gräfin zu überzeugen.

Zeitgenössische Genrefilme könnten sich zuweilen eine große Scheibe von Bava abschneiden, denn der hat sich zumindest Gedanken über eine Story mit Kniffen und Wendungen gemacht und nicht einfach nur drauf los morden lassen. Einige Nacktszenen, zynische Einwürfe und das Zusammenspiel vogeliger Charaktere bilden weitere Eckpunkte, die das Werk insgesamt recht markant erscheinen lassen, obgleich es erst in der letzten Viertelstunde ein wenig spannender zur Sache geht. Gewiss nicht Bavas Highlight, für Genrefans im Hinblick auf die Entwicklung des Slashers jedoch durchaus interessant.
6,5 von 10

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