Mario Bava und ein 131er? Allein diese zwei Dinge sind schon maßgeblich fördernd dafür, was man hinter diesem Spätwerk Bava's erwarten will und auch sollte. Mario Bava, ein italenischer Regisseur, der wie kein anderer in Zeiten der 50er und 60er Genremaßstäbe setzte und Wegweiser für jeweils abertausende Nachzügler war, verstand es schon immer Bilder und Szenen in ein richtiges bzw. anderes Licht zu rücken, gilt insofern zurecht, beschränkt auf seine visuelle Experimentierfreudigkeit und optisch grellbunten Filme, als begnadeter Regisseur wodurch Bay of Blood schonmal grundlegend deswegen die Erwartungshaltung des Zuschauers nach oben treibt. Bava, der eher zurückhaltende, intelligent und herbe Gruselregisseur und beinharter Splatter auf dem Index? Das weckt im Käufer, geneigten Interessierten wohl zigtausende Erwartungen, aber wie wir schliesslich wissen, reichte den Behörden damals das Mindeste um so visuell schön ausgerichtete Kunst als gewaltverherrlichend und Schund hinzustellen und somit zu beschlagnahmen. Das das in einer heutigen Zeit eher lächerlich erscheint, da wir mit dem Laufe der Jahrzehnte zunehmends abgestumpfter was Gewaltdarstellungen anbelangte, ist klar, aber tatsächlich ist Bay of Blood, so der Originaltitel und wesentlich passender als der reisserische und genauso unwürdige auf Splattertrashhumbug hinweisende Im Blutrausch des Satans, so richtig fies. Zumindest Baba - untypisch.
Zumindest gelang Bava mit seiner Inszenierung des Buchtengiallo den richtigen Urstein für die danachfolgende Slasherwelle, beweist sich Bay of Blood in all seinen Facetten durch jegliche Klischees und Faktoren die wir zuhunderttausend aus anderen Filmen dieser Art kennen.
Eine scheinbar idyllisch wirkende Waldbucht im Nebelschein, dürres Geäst inzwischen wohlblühender Bäume und Sträucher, inmitten pompös barocker Bauten der dort anwohnenden paar Familien. Doch hinter dieser scheinbar utopischen Fassade bröckelt der Glanz, denn völlig zusammenhanglos wird eine Frau im Rollstuhl durch einen Draht erstickt und lässt es wie einen Selbstmord aussehen. Tatsache: der, ihr eigener Mann tötete sie. Warum ist unklar, und genauso als unklar erweisen sich die darauf völlig zusammenhanglosen Morde, die in keinster Weise in Zusammenhang zu stehen scheinen. Typische Giallomerkmale sind indes wenig zu verzeichnen, zumindest anfänglich präsentiert sich Bay of Blood wie der Urvater, der er auch ist, des Slasherfilms, indem er Grüppchen Paarungsbereiter Teenies in der idyllischen, irgendwie seltsam verlassenen Bucht umhertrollen lässt. Das Futter des Täters ist schnell gefunden, wodurch Dezimierungen nicht fern bleiben, aber was steckt wirklich dahinter?
Eins wissen wir jedenfalls! Die scheinbar dort lebenden Menschen, freilich irgendwie an der Hand abzählbar können sich irgendwie gegenseitig nicht besonders riechen, also liegt da irgendwas in der Luft. Rachegelüste eines Perversen? Kriminelle geldgierige Aussenstehende, Untergebene? Zumindest erfahren wir, dass die anfänglich unscheinbare Rollstuhlfahrerin eine Gräfin ist, logischerweise irgendwie die Besitzerin der Bucht, was schonmal irgendwie ausschlaggebend für ein Motiv darstellen könnte, sind wir es ja gewohnt in Gialli mit Morden konfrontiert zu werden, die immer mit Geld, Wohlhaben und Macht zu tun haben. Also schonmal auf der richtigen Fährte.
Trotzallem ist Bay of Blood stellenweise richtig fad, besonders die Szenerie der antreffenden Teenies weiss da zu ermüdend, auch wenn sie momentan zu jenem Filmzeitpunkt irgendwie hinführend für gewisse Goreausuferungen rechtfertigen könnte, aber in keinsterweise die Story vorantreibt. Ausser natürlich der Tatsache, dass da noch ein Mörder ist ausser dem Mann der Gräfin? Vielleicht der Insektensammler, die seltsame Hellseherin, die den Verfall riecht, der angesehene Bänker und seine Assistentin, oder der Fischer, der seit dem Tot der Gräfin anders geworden zu sein scheint.
All die Fragen interessieren in keinster weise beim Betrachten, stellenweise ist Bay of Blood durchweg träger und innovationsloser Slasherstoff, den man liebhaben möchte, aber nicht kann. Da kann dann die durchweg gute Kameraarbeit, die schön eingefangenen Bilder der wunderschön malerischen Bucht nichts mehr retten, genauso wenig wie doch recht ansehnlich und fies inszenierten Morde, die fernab jeglicher Erwartungshaltung, betreffend auf das Entstehungsjahr, doch recht fies und explizit auffallen. Klar, Splatter geht anders, aber die Art und Weise wie es dargestellt wird und unter welcher Absicht, lässt die Beschlagnahme doch irgendwie verständlich wirken, mehr als in italienischen Kannibalenstreifen sogar. Das klingt jetzt nach Goredeluxe, ist aber sicher nicht so, denn ausser bisschen viel roter Plakatmalfarbe sehen wir eine Köpfung, die an heutige Amateurfilme erinnert und diverse recht hübsche anvisierte Mordszenarieren. Bava hält bisweilen voll drauf, wenn ein gerade Bettspielchen praktizierendes Päarchen übereinanderliegend von einem Dolch durchbohrt wird, oder die Axt recht formschön a la Dawn im Gesicht landet.
Zugegeben kann sich Bay vorallem am Schluss deutlich steigern, werden vorallem die unterschiedlichsten Charaktere zusammengefügt und Verbindungen jeglicher Motive in Erwägung gezogen. Am Ende scheint alles wie gedacht, oder eben nicht, doch was wäre das schon, ohne einen richtig fiesen Twist. Der rettet irgendwie auch so richtig doll den Endeindruck, denn Bay of Blood ins spannungstechnisch eher fad und solide. Mal vom visuellen und den billigen Goreeffekten abgesehen.
Fazit:
Inhaltlich wirrer, uninteressanter Streifen, der seine Charaktere zu oberflächlich präsentiert, aber im Gegenzug recht Bavatypisch visuell entzückend daherkommt und stellenweise mit recht fiesen Morden begeistert. Spannung ist indes minimal angesagt, die Erwartungshaltung des Bavafans wird insofern wenig befriedigt. Also doch bloss ein hirnloser und doofer Splatterfilm, dem seine Beschlagnahme gerechtfertigt ist? Wohl ja, aber immerhin in einem tollem Mantel. Kann man getrost auf die Einkaufsliste setzen, aber es bleibt ein Film, der zu hohe Erwartungen setzt, den man lieben will, aber nicht kann und einfach schrecklich belanglos, im Vergleich zu anderen Bavafilmen, erscheint.
Mit gutem Willen: 60 %
+ 6% fürs absolut herrlich fiese Ende
66%