Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung aus der Uncut Collector´s Edition vom Label XT-Video aus Österreich.
Die deutsche DVD-Auflage von MIB sowie zwei VHS-Veröffentlichungen sind unter dem Titel "Bay Of Blood" und dem Alternativtitel "Im Blutrausch des Satans" aufgrund ihres gewaltverherrlichenden Charakters gemäß § 131 StGB bundesweit beschlagnahmt.
Mario Bava, Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor, gilt durch seinen Film "Blutige Seide" als Erfinder des in Italien lange Zeit sehr populären Subgenre des Giallos (zu deutsch: "Gelb"), eine Spielart des Krimis, die ihren Namen den gelben Umschlägen der zugrunde liegenden reißerischen Krimiromane verdankt. Der Giallo bezieht seinen Reiz vor allem aus der Zurschaustellung spekulativ inszenierter Mordszenen und einer psychopathologischen Tätercharakterisierung.
Mit "Im Blutrausch des Satans" inszenierte der Meister des Grauens 1971 die Mutter aller Slasher-Schocker, bediente sich aber bei der Inszenierung auch der Stilelemente des Giallo.
In einer idyllisch gelegenen Bucht wird die alternde, an den Rollstuhl gefesselte Gräfin Federica Donati von ihrem Ehemann stranguliert, bevor auch er augenscheinlich den Freitod wählt; tatsächlich wird er jedoch selbst Opfer eines anderen Mörders. Dies ist der Auftakt einer Serie von blutigen und grausamen Morden, die scheinbar willkürlich und zusammenhangslos geschehen.
Offenbar setzen die Mitglieder der adeligen Sippschaft alles daran, Verwandte aus Eifersucht, Rache und finanziellen Interessen zu dezimieren. Der Sohn Gräfin Federicas will den Tod seiner Mutter rächen, doch auch er wird selbst zum Opfer. Am Ende bleiben nur zwei kleine Kinder der Familie übrig – die zuvor ihre Eltern - unbeabsichtigt - erschossen.
Der Film trägt eindeutig die Handschrift Bavas, der Schocker ist wie jedes seiner Werke farbenprächtig gestaltet, wobei die Farbe rot eindeutig dominiert. Vereinzelte Kamerafahrten sind ausgeklügelt inszeniert, wobei auch hier die subjektive Kamera zum Einsatz kommt.
Trotz der Verwendung markanter Stilelemente des Giallo handelt es sich bei "Im Blutrausch des Satans" vielmehr um einen Slasher, bei dem die Morde genauso spekulativ und blutig in Szene gesetzt sind, die Verflechtung der Motive für die Taten und die Täter selbst jedoch dem Zuschauer schon lange vor dem Finale bekannt sind.
Die Inszenierung wirkt anfangs verwirrend, doch bereits nach einer Stunde werden in den ersten Rückblenden einige Zusammenhänge deutlich.
Die Motive für die brutalen Morde, die sich innerhalb weniger Stunden an der titelgebenden Bucht abspielen, sind einmal mehr weltlicher Natur, denn es geht ausschließlich um Gier, die eine ganze Reihe von Personen befällt und sie zu Mördern macht.
Verliert der Zuschauer nicht den Überblick, so werden in den 84 Minuten Spielzeit 13 Menschen von drei verschiedenen Tätern höchst eindrucksvoll und perfekt inszeniert ums Leben gebracht, wobei das Blut reichlich fließt.
Die Handlung ist äußerst dünn und drei Drehbuchautoren - unter anderem Bava selbst - wären für diese wirre Story kaum nötig gewesen. Vier Jugendliche, die mit der eigentlichen Handlung und den Motiven der Täter überhaupt nichts zu tun haben, dienen lediglich dazu, den Sex- und Goregehalt dieser Produktion möglichst hoch zu halten und den Film auf weitere 20 Minuten zu strecken.
Die anschließende Wendung am Ende des Films, bei der zwei spielende Kinder versehentlich ihre Eltern mit einem Gewehr erschießen, wirkt deplaziert und unglaubwürdig.
Bis die ersten Zusammenhänge geklärt werden, wirkt Mario Bavas Inszenierung eher durchschnittlich und wenig spannend, obwohl einige falsche Fährten zur zusätzlichen Verwirrung des Publikums eingebaut wurden.
Erst im letzten Drittel nimmt das Tempo des Films zu, ohne jedoch dem Zuschauer noch ein paar überraschende Wendungen zu bieten.
Insgesamt bleibt nichts weiter als ein sorgfältig inszenierter und fotografierter Slasher, der seine Szenen mit einem wunderbaren Score von Stelvio Cipriani veredelt, doch von der ersten bis zur letzten Minute lediglich auf vordergründige Effekte aufgebaut ist, die jedoch sehr sorgfältig ausgearbeitet wurden. Etwas mehr Einfallsreichtum bei der Story hätte Bavas Spätwerk sicherlich nicht geschadet.
6,5 von 10 Punkte!