Amy Schumer spielt eine Redakteurin, die bei einem Männermagazin arbeitet und im Privatleben von einem Bett ins nächste stolpert. Die notorische Sport-Hasserin wird von ihrer von Tilda Swinton gespielten Chefin dazu verdonnert, einen Artikel über einen berühmten Sportmediziner zu verfassen, auf dessen OP-Tisch regelmäßig die Creme de la Creme des US-Sports landet. Nach ein paar gemeinsamen Tagen kommt es zum One-Night-Stand zwischen den beiden, was für die Journalistin alles andere als unüblich ist. Dass darauf eine mehr oder weniger geregelte Beziehung folgt, ist dagegen Neuland für die Frau, die sich bisher nie so recht binden wollte.
Nach „Jungfrau (40), männlich, sucht“, „Beim ersten Mal“ oder „Immer Ärger mit 40“ kann Judd Apatow definitiv zu den prominentesten Regisseuren gezählt werden, wenn es um Liebeskomödien geht. In den Rezensionen zu „Dating Queen“ war von ihm dennoch fast überhaupt keine Rede, sondern fast ausschließlich von der auch als Stand-Up-Komikerin aktiven Amy Schumer, die das Drehbuch verfasste und für die Hauptrolle eine Golden-Globe-Nominierung einheimsen konnte. „Dating Queen“, der mit vorwiegend positiven Kritiken bedacht wurde, konnte sogar eine Nominierung als bester Film verbuchen. Warum nur?
Auffällig ist vor allem die Hauptfigur. Nicht nur, dass die (anders als in den anderen Apatow-Filmen) weiblich ist, sie hat auch wenig mit den typischen Frauen-Figuren gemein, die aus Romantic Comedies geläufig sind. Schumer, eine attraktive, aber nach Hollywood-Kriterien auch nicht übermäßig gut aussehende Frau, ist im Film brachial und versaut, springt zum Leidwesen ihres Bodybuilder-Freundes von einem Bett ins nächste. Monogamie und Familie sind für sie ein Alptraum, eine echte Bindung hat sie eigentlich nur zu ihrem Vater. In Anbetracht dessen, dass „Dating Queen“ lose auf Schumers Leben basieren soll, ist es auch recht mutig, was sie hier zeigt und wie sie sich darstellt.
Die Geschichte ist aber alles andere als neu, nur eben, dass es bei Genre-Filmen für gewöhnlich die Männer sind, die nach unzähligen One-Night-Stands die eine finden, für die sie das unbeschwerte Single-Leben hinter sich lassen. Vom Geschlechtertausch abgesehen, der im Jahre 2015 denn auch keine echte Revolution mehr darstellen sollte, ist „Dating Queen“ vor allem eines: Sehr konventionell und vorhersehbar. Schumer und Apatow sind zwar versucht, mit den Genre-Klischees zu spielen, letztendlich unterliegen sie dann aber doch dem klassischen Verlauf vom Kennenlernen, über die Schmetterlinge im Bauch bis hin zur scheinbaren Katastrophe und zum rührseligen Happy End. Emotionen kommen dabei allenfalls punktuell auf. Das ist bei einer Laufzeit von gut zwei Stunden beim besten Willen zu wenig, wenngleich die Hauptdarstellerin ihre Sache ausgezeichnet macht.
Unterhaltsam ist der Film über weite Strecken dennoch, weil der eine oder andere Gag zündet, wobei auch nicht gerade für permanente Lachanfälle gesorgt wird. Witzig sind vor allem die Nebenfiguren, wie etwa der überraschend zart besaitete John Cena oder der Basketballspieler LeBron James, der neben Schumer als schauspielerische Entdeckung des Films gelten kann. Bill Hader, der eigentliche männliche Hauptdarsteller, wirkt dagegen etwas witz- und farblos, was aber auch in der Natur seiner eher langweilig gestrickten Figur liegen dürfte. Hinzu kommen noch ein paar Gastauftritte weiterer Schauspieler und Sportler.
Fazit:
Dass mit der stark aufspielenden Amy Schumer eine Frau den klassischen Männerpart in dieser Romantic Comedy als bindungsscheue Zynikerin mit wechselnden Sexualpartnern bekleidet, ist letztlich das einzig wirklich erwähnenswerte an einem Film, der sich ansonsten kaum aus den althergebrachten Handlungsbahnen des Genres zu befreien vermag. Unterhaltsam ist „Dating Queen“ vor allem wegen der witzigen Nebenfiguren zwar durchaus, letztlich aber eher graues Mittelmaß.
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