Zwischen Kunst und Kommerz schwankend, zwischen Internationalismus und Lokalität, und zwischen Tradition und Moderne, ist die Verfilmung von Xu Haofengs "Dao Shi Xia Shan" in seiner Produktionsphase höchstwahrscheinlicher interessanter als der eigentliche Film an sich. Die Zutaten für einen Erfolg sind allesamt da, aber das geeignete Rezept so richtig nicht, oder trifft hier eher das Sprichwort vom "zu viele Köche verderben den Brei" zu, als dass ein in sich stimmiges Ergebnis überhaupt noch möglich ist. Weniger Faszination und Überzeugung über das Thema als ein von allem etwas zuviel, was eigentlich nur durch die Episodenhaftigkeit des Ganzen – die mal an die Sexkaspade The Golden Lotus (1974) erinnert, dann an Shanghai Triad (1995), dann wieder an ein preiswertes Hero (2002) – teilweise erträglicher und im Gesamtbild schon ein harter Brocken ist:
China in den 30ern des letzten Jahrhunderts. Von seinem Meister Luo Yin [ Li Xue-jian ] auf eine Reise hinaus aus dem bisherigen Kloster und in die weite Welt geschickt, kommt der junge Mönch He Anxia [ Wang Bao-qiang ] als erstes in die Lehre in der Apotheke von Cui Daoning [ Fan Wei ] unter, wo er nach einem Komplott dessen Bruders Cui Daorong [ Vanness Wu ] und nach Bekanntschaft mit der darin involvierten EhefrauYu Zhen [ Lin Chi-ling ] bald weiter zieht. Doch auch die nächste Station verspricht viel Leid, wenn auch daraus hervorgehend viel Gewinn dafür, die Welt mit anderen Augen zu sehen. He Anxia quartiert sich bei dem eigentlich als Einsiedler lebenden Martial Arts Meister Zhou Xiyu [ Aaron Kwok ] ein, der unverschuldet in eine Fehde mit dem Vater-/Sohngespann Peng Jianwu [ Yuen Wah ] und Peng Qizi [ Jaycee Chan ] verstrickt ist, während die Hilfe seines besten Freundes und Kollegen Boss Zha [ Chang Chen ] scheinbar am zu spät kommen ist.
Gedreht wurde die erst als The Monk, später auch A Monk in a Floating World bekannt gegebene chinesisch-amerikanische Co-Produktion von dem (ehemalig) als ruhmreich betrachteten Chen Kaige, der als Vertreter der so genannten 'Fünften Generation' Mitte und Ende der Achtziger das Filmland China zusammen mit anderen Klassenkameraden wie Zhang Yimou, Zhang Junzhao und Tian Zhuangzhuang vor allem auch im Ausland bekannt gemacht hat. Der 1978er Jahrgang der Filmakademie Beijing als damalige Antwort auf die Kulturrevolution, in denen direkte Anklagen an die Regierung mit realistischen Zeichnungen des Leben und der Bevölkerung einher gingen; was besonders Anklang in westlichen Programmkinos als akademische Autorenfilme, im Landesinneren eher Missstimmung und teilweise auch die Bedrohung der eigenen Arbeit fand.
Die Zeiten sind allesamt vorbei, haben sich nicht nur die Genossen, die 'Bewegung der Gebildeten Jugendlichen' bereits ab den Neunzigern dem Markt selber und damit auch einem größeren, mehr die Unterhaltung als die Politik suchenden Publikum mit entsprechenden Werken zugewandt, als auch gerade die Themen gewechselt und die Form der Erzählung sowieso an sich. Gerade Zhang und Chen werden im Marketing selber, je nach vorgestellten Produkt natürlich, mit den Früheren Arbeiten als Zeichen von Prestige des Filmes und von Renommee des Filmemachers gewählt, wobei es bei der hier vorliegenden Tätigkeit speziell Farewell to My Concubine (1993) und The Emperor and the Assassin (1998), also auch schon wieder über und fast zwei Jahrzehnte her und ein halbes Dutzend nicht so angesehener Filme unerwähnt dazwischen sind.
The Promise (2005) wird dabei auch nicht angesprochen, was gerade hierzu allerdings noch der eheste Vergleich, und dieser auch auf mehreren Ebenen ist. Hier wie dort die Adaption einer W?xiá story [Wobei interessant zu sehen gewesen wäre, wie der zuletzt ebenfalls als Regisseur tätige und mit Sword Identity (2012), Judge Archer (2012) und The Master (2015) durchaus positiv auffällig gewordenen Xu Haofeng seine eigene Adaption genutzt hätte.] Hier wie dort mit vergleichsweise großen Budget und entsprechenden Stars sowie mit dem Ziel des Erreichens der Aufmerksamkeit auch im Westen, sowohl kommerziell als auch künstlerisch und mit entsprechender Unterstützung auch der ausländischen Partner angelegt. [Monk Comes Down the Mountain ist von Columbia Pictures finanziert, die den seit Jahren prosperierenden Chinesischen Markt gleich von innen heraus mitbestimmen wollen als nur von dem massiv gesteigerten Zuschauerinteresse, der Kaufkraft dort und der folgerichtigen Einspielrekorde zu profitieren.] Hier wie dort auch eine für unsere Augen eher seltsame Mischung aus übertriebenen Klamauk, dass mit seinen Grimassen, und Gestiken teilweise gar an Slapstick aus dem Stummfilm erinnert, aus vielerlei extravagant gesetzten Kostüm und Kulisse, und zwischendurch scheinbar hehrer philosophischer Weisheiten, die weder besonders einfallsreich noch gar treffend und auch niemals richtig platziert sind.
Auch die Actionszenen, die für den Regisseur mit fünf, sechs Kämpfen und einem wahrhaft explosiven Rückblick auf den Krieg – in dem ganze Reihen Schützengräben und Waldgrundstücke in die Luft gebombt werden – vergleichsweise zahlreich präsentiert werden, sind zwischen Gut und Böse, zwischen tatsächlicher Körperbeherrschung der Darsteller und viel Zusatzhilfe durch das Wirework, sei es über meterweites Zurückschleudern der Gegner oder gleich dem Schweben bis hin zum Fliegen wie ein Vogel angelegt. Auch das Spiel mit den Elementen wie das Schleudern von Feuerfunken oder die Kraft des Wassers wird im Arsenal der Kombattanten genutzt, was dann eher der Fantasy und damit schon der W?xiá - Erzählweise zugehörig ist, in seinen Ausmaßen aber oftmals auch einfach unnötig ist.
Dass dabei hier auch Mitarbeiter wie George Acogny für den Score, Geoffrey Simpson für die Kamera, Wayne Wahrman für den Schnitt agieren, das komplette Effektteam natürlich auch nicht einheimisch ist, und nicht nur wichtigsten, sondern die meisten Komponenten hinter dem Geschehen aus 'Hollywood' sind, ist nicht das Problem. Gerade im technischen Bereich sieht das Erzählte durchaus hochwertig aus, weiß um die Kraft der Visualität und nutzt dies auch adäquat angesichts des Budgets. Eine andere und vergangene Welt wird so durchaus geschaffen, die gleichzeitig offen und zugänglich für den Zuschauer und beim Betreten dennoch in sich abgeschlossen, auch verwinkelt, beschmückt und reich an dekorativen Details allerorten ist. Nicht bzw. leider weniger funktionieren tut der große Rest, der Inhalt und seine Ausgestaltung, dass ein oft uninteressantes Durcheinander und das auch zwischen Drama und Komödie gleichzeitig und zwischen Philosophie und Banalität ebenso zur selben Zeit ist.