Zu den Kindheitserlebnissen vor dem TV, die einen auch 40 Jahre später nicht recht loslassen, zählt für viele das Ende von „Mörderspinnen“, den ich damals aber nicht sehen durfte – ich hatte dafür „Tödliche Fracht“, der mir durch einen glücklichen Zufall relativ früh vor die Pupillen gespült wurde. Eltern nicht da, Samstag und im TV kommt ein Film über Taranteln, die sich über eine Ortschaft hermachen – wie gemacht für jemanden, der eine ordentliche Spinnenangst mit sich rumtrug.
Wer – wie ich auch – in der Folge dann die Sekundärliteratur dazu genossen hat, weiß, dass dieser TV-Film generell eher als langweilig beschrieben und begriffen wird, mit zähen Einschüben und wenig wirklicher Spinnenaction, wie es die Creepie-Fans aus dem Zeitalter des großen Tierhorrors (die 70er) gern hatten.
Aber Überraschung, wenn man dann mit fast 50 den Film noch einmal für lau in den Stream gespült bekommt und feststellt, dass der Film durchaus „decent“ war, also fürs TV relativ clever aufgemacht und mit einigen Set Pieces, die auch heute noch Gänsehaut verursachen – noch dazu bot man eine brauchbare Ursache und eine brauchbare Lösung für das Katastrophenproblem an.
Generell geht es um eine Band mittelständischer Unternehmer, die das große Kaffeekartell umgehen wollen und eine Flugzeugladung „Beste Bohne Costa-Rica-Kenia-Blend“ ins US-Ländle fliegen wollen. Dank Unwillen des einheimischen Militärs geht das nicht ohne Alarmstart von der Hand, den Laderaum voll mit Säcken und drei Handlangern, die gleich mitreisen. Dumm nur, dass die Kaffeeladung enorm von einer Drölfzillion Spinnen durchseucht ist, laut Filmtitel Taranteln, tatsächlich jedoch eine noch giftigere Variante von ähnlich aussehenden „Obstspinnen“, die Bananenpflücken immer zu so einem dollen Beruf machen.
Auch heute noch ist die Sequenz in der rumpelnden Maschine, die drei Arbeiter auf Säcken voll mit der eigentlichen Gefahr sitzend, während eines Gewitters eine der horribelsten Set Pieces, die man sich mit allen Urängsten vorstellen kann und sie endet denn auch baldigst lethal, sobald die Herrschaften mit letzter Kraft den Vogel ins Gemüse gesetzt haben. Das geschieht nahe einer amerikanischen Kleinstadt, die nicht Amity heißt und keine Badesaison hat, aber dafür Zitronenplantagen, die höchste Erntezeit und einen Abnehmer mit Terminzerfitikat, so dass die Parallelen zum „Weißen Hai“ nicht allzu weit entfernt sind, als die Scheiße in den Ventilator fliegt.
Bis es soweit ist, gibt es allerlei Kompetenztralala, einen Feuerunfall an der Absturz/Landestelle und allerlei Nebenfiguren, von denen so einige noch Bekanntschaft mit den Viechern machen werden. Top Hit unter den gewagten Drehbucheinfällen ist sicherlich der Junge, der sich unwissentlich selbst in Gefahr bringt (obwohl er gerade über die Gefährlichkeit der Spinnen informiert ist und wurde) und mit blanken Pfoten in einem Obstlaster rumfuhrwerkt, bis er – tatsächlich als Sohnemann von Protagonisten – gebissen wird und aufgrund der erheblichen Giftdosis den Löffel abgibt.
Das ist natürlich weder neu, noch extra aufregend, aber handwerklich gut gemacht, die Achtbeiner sind meistens echt und gut eingesetzt und fallen oder kriechen gern mal irgendwo raus. Das ist definitiv nicht „Arachnophobia“ aber um Meilen auch nicht „The Giant Spider Invasion“.
Am Ende ist man dann bemüht, die Suspense aus der Situation zu melken, die Viecher mit einem gigantischen Obstsalat in die Mitte einer Lagerhalle zu locken, wo natürlich prompt noch die Lichter ausfallen – das ist dann etwas sub par, aber geht insgesamt total in Ordnung. Prinzipiell bin ich ja allem gegenüber positiv eingestellt, was nicht Billig-CGI oder Muppetpuppen sind.
So hat sich „Tarantulas – The Deadly Cargo” solide aus dem „Einmal und nicht wieder“-Bereich rausgearbeitet und auch wenn niemand glänzt: ich musste wenigstens nicht groß die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, das ist solides gutes Mittelmaß. (5,5/10)