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Nach dem bemerkenswerten Regiedebüt "Kidnapped" des spanischen Regisseurs Miguel Ángel Vivas folgt Endzeitstimmung auf Eis. Seine Zombie-Apokalypse bringt durchaus ein paar atmosphärische Momente hervor, kristallisiert sich jedoch als Drama mit kleinen Horroreinschüben heraus.

Vor neun Jahren löschten Zombies den größten Teil der Menschheit aus, seither ist die Erde mit Schnee und Eis bedeckt und die Untoten scheinen allesamt erfroren.
In der kleinen Vorstadt Harmony zählen Jack nebst neunjähriger Tochter Lu und ihr Nachbar Patrick offenbar zu den letzten Überlebenden, doch zwischen den beiden Männern herrscht eisige Funkstille. Bis die Zombies erneut auftauchen...

Nach einer recht turbulenten Exposition mit kurzen Gewalteinlagen und ordentlich inszenierter Action konzentriert sich das Geschehen auf das isolierte Dreiergespann. Obgleich die Männer Haus an Haus leben, muss etwas Frappierendes in der Vergangenheit vorgefallen sein, da sich die Typen komplett ignorieren und Lu von Jack noch nicht einmal die Erlaubnis erhält, sich allein auf dem Grundstück zu bewegen, obgleich die Untoten ja angeblich allesamt verschwunden sind. Patrick sucht indes per Funk Kontakt nach außen, gibt sich regelmäßig einer imaginären Radioshow hin und jagt mit dem Snowmobil.

Erst nach und nach und anhand kleiner Flashbacks deutet sich an, inwieweit die Männer einst miteinander verbunden waren. Als schließlich die Untoten aufkreuzen, muss einer von beiden über seinen Schatten springen.
Die Eislandschaft, obgleich zuweilen arg künstlich anmutend und mit Greenscreen eher suboptimal in Szene gesetzt, unterstützt die isolierte Grundstimmung treffend, wobei sich etwaige Beweggründe der Protagonisten zusehends erschließen.

Allerdings hätte es für diese Konstellation nicht zwangsläufig Zombies benötigt, welche ohnehin erst im letzten Drittel deutlicher mitmischen.
Was bis dato fehlt, sind offen ausgetragene Reibungspunkte, denn die Figurenzeichnungen gehen okay, jeweilige Entwicklungen benötigen jedoch zuviel Anlaufzeit, so dass nicht selten kleine Durchhänger auszumachen sind.

Die Kreaturen sorgen im letzten Drittel hingegen für eine Handvoll spannender Einlagen, als eine Verbarrikadierung nur noch wenig ausrichten kann, mit einer jungen Frau eine vierte Überlebende auf die Gruppe trifft und diverse Strategien ausgearbeitet werden, um die Biester zu bekämpfen. Splatterfreunden wird zwar wenig geboten, doch die Gestaltung der Zombies fällt durchweg positiv auf, wenngleich sie ein wenig den Gestalten von "The Descent" entliehen sind.

Auf die fast durchweg ruhige Erzählweise mit Konzentration auf die isolierte Stimmung der Charaktere sollte man sich im Vorfeld jedoch einlassen können und nicht auf einen blutigen und actionreichen Überlebenskampf pochen. Die durchweg soliden Darstellerleistungen und die souveräne Kamera sind auf der Habenseite zu verbuchen, - was schlichtweg fehlt, sind spannende Einlagen und kreative Wendungen, welche das Treiben merklich abwechslungsreicher gestaltet hätten.
Knapp
6 von 10

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