Review

kurz angerissen*

Nach dem Erfolg des "I Spit On Your Grave"-Remakes und seiner Folgeteile ist Vorsicht geboten; weitere Filme dieser Art sind von Trittbrettfahrern schnell und kostengünstig abgedreht. Erblickt man jetzt ein verschmutztes, mit Blut besudeltes Mädel in zerrissener Kleidung mit einer Waffe in der Hand auf einem Cover, so ist höchste Vorsicht geboten – Schundgefahr.

Die bestätigt sich bei "Bound To Vengeance" immerhin nicht. José Manuel Cravioto liefert den etwas anderen Revenge-Thriller, auch wenn er dazu sämtliche Gesetze der Logik brechen muss. Da sich das Drehbuch gar nicht erst mit der Verschleppung und Misshandlung der Hauptfigur aufhält, sondern lieber beim Überrumpeln des Entführers und der darauf folgenden Selbstbefreiung einsteigt, könnte der Film bereits fünf Minuten später durch einen Besuch bei der Polizei wieder zu Ende sein (oder sich wie "Raum" noch mit den posttraumatischen Folgen auseinandersetzen). Nicht aber so mit diesem Mädel; es packt seinen Peiniger filmreif an die kurze Leine und reist mit ihm durch die ganze Region, um weitere verschleppte Mädchen zu befreien. Nicht, dass eine solche Befreiungsaktion unter polizeilicher Führung nicht erfolgversprechender wäre, doch ein Copthriller soll es ja nicht werden, also wird auf eigene Faust gehandelt.

Das Problem bei der ganzen Vorgehensweise ist der plötzliche Einstieg, mit dem es schlichtweg nicht möglich ist, die Hauptfigur kennenzulernen, geschweige denn den Schmerz, der ihr hinzugefügt wurde. Tina Ivlev macht ihre Sache nicht so schlecht, hat aber spürbar unter dem ausgesparten Hintergrund zu kämpfen und steht bei so mancher Aktion infolgedessen selbst in einem psychopathischen Licht.

Verdrängt man aber einfach mal die Beweggründe und die gesamte Ausgangslage, bietet "Bound To Vengeance" immerhin eine reizvolle Puzzle-Struktur, die in der üblichen Kellerproduktion nicht geboten wird. Dank der nervigen und im Gegensatz zum Restfilm durchaus klischeevollen Digicam-Zwischensequenzen (Happytime auf dem Vergnügungspark mit dem Freund) kann man sich schon ausmalen, dass im letzten Haus eine Plotwende wartet. Bis dahin kann man sich die Zeit aber immerhin mit ein paar (punktuell blutigen, aber nie voyeuristischen) Rescue Missions in mal mehr, mal weniger überraschenden Abläufen verkürzen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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