Review

Die Neuauflage von „I Spit on Your Grave“ hat eine regelrechte Lawine im Bereich Rape & Revenge losgetreten, welche Regisseur José Manuel Cravioto deutlich unterstützt. Er verzichtet zwar auf selbstzweckhafte Gewalteinlagen, schwächelt jedoch mit vielen Logiklöchern und einem überaus erahnbaren Twist.

Eve (Tina Ivlev) kann nach vielen Wochen der Gefangenschaft ihren Entführer Phil (Richard Tyson) niederstrecken und zwingt ihn dazu, sie zu weiteren entführten Mädchen zu führen.
Doch mit jeder Adresse, jedem angesteuerten Haus offenbaren sich die Hintergründe des Kidnappers…

Die Handlung überspringt im Grunde die Pein der Protagonistin und steigt sogleich mit dem Gegenschlag ein. Generell spart er Folter an Frauen aus, was einerseits erfrischend ist und andererseits dazu führt, dass beim Anblick der Opfer unweigerlich beklemmende Bilder in den Sinn kommen. Mitleid mit etwaigen Peinigern kommt hier zumindest nicht auf, womit ein Großteil des Ziels bereits erreicht ist.

Obgleich Eves Beweggründe für einen Alleingang gegen Ende noch ein wenig verdeutlicht werden, hätte die Handlung nach zehn Minuten mit dem Anruf bei den Cops beendet sein können. So hingegen wird ein wenig bitterböse Ironie beigemengt, welche zum Teil recht makaber, jedoch auch hanebüchen anmutet, wogegen die Idee mit einer Latte und Drahtschlinge um den Hals des Entführers nicht übel ist und ausbaufähig gewesen wäre.

Diverse Rückblenden per Handycam werden leider im Verlauf ein wenig überstrapaziert und führen dazu, die finale Wendung bereits nach dem ersten Drittel zu vermuten, gleiches gilt für eine weitere Figur während der Flashbacks.
Gewalttechnisch wird selten draufgehalten, es gibt ein paar saftige Einschüsse, einige unbarmherzige Hiebe, was qualitativ ohne Makel umgesetzt ist. Insbesondere das sorgfältige Make-up sorgt für Glaubwürdigkeit, jedoch performt auch Ivlev, die über ein paar Ecken mit Jennifer Lawrence verwandt sein könnte überraschend gut.

Das hohe Erzähltempo sorgt im Gesamtbild für Kurzweil, sofern diverse Holprigkeiten des Drehbuchs nicht zu bitter aufstoßen und die manchmal unzureichende Ausleuchtung den Spaß sprichwörtlich trübt. Sauber performt und handwerklich über weite Teile überzeugend, springt der Funke im Endeffekt nicht gänzlich über. Kein gängiger Rache-Thriller, jedoch auch keiner, der emotional sonderlich mitreißt.
Knapp
6 von 10

Details
Ähnliche Filme