Eve kann ihren heimtückischen und perversen Entführer überwältigen und aus ihrem Gefängnis fliehen. Doch schnell merkt sie, dass der Mann noch einige andere Mädchen entführt und versteckt haben muss. Sie dreht den Spieß vollends um und foltert ihren Peiniger, um die geheimen Orte aus ihm rauszuholen. Doch Eve wird überrascht: einige Mädchen wollen nicht befreit werden. Außerdem scheint ihr Entführer Komplizen zu haben.
2010 leite Steven R. Monroe mit seinem Remake "I Spit on Your Grave" eine regelrechte Auferstehung des Rape and Revenge Filmes ein, was in den letzten Jahren dann auch zu einer kleinen Flut von etlichen neuen Genre Beiträgen führte. Das sich darunter nicht nur gelungene Vertreter befinden dürfte sich von selbst verstehen, denn so mancher Regisseur wollte ganz einfach nur auf den Erfolgszug aufspringen, ohne dabei gesteigerten Wert auf eine gelungene Inszenierung zu legen. Nun kommt mit "Rache - Bound to Veneance" ein weiterer Film dieser Art hinzu, wobei sich die zweite Regiearbeit von José Manuel Cravioto doch ziemlich gravierend von den ansonsten üblichen Szenarien abhebt. So werden dem Zuschauer beispielsweise nicht die sonst üblichen und manchmal schon zu exzessiv dargestellten Gewalteinlagen serviert, denn in Sachen visueller Härte hält man sich hier doch eher etwas zurück. Das mag sicherlich nicht jedem zusagen, andererseits dürfte die erzählte Geschichte sehr wohl einen gewissen Anklang finden, bewegt man sich aufgrund der Erzählweise doch auf einem ziemlich ungewohnten Terrain.
Anstatt nämlich einfach die 08/15 Rache Story einer geschundenen und gequälten Frau zu erzählen, geht Cravioto einen ganz anderen Weg. Dabei beginnt die Geschichte verhältnismäßig bekannt und lässt die üblichen Zutaten durch schimmern, schlägt jedoch schon nach wenigen Minuten eine Richtungsänderung ein, die das Ganze sehr wohlwollend von anderen Vertretern abhebt. Zuerst einmal lässt sich das schon in einem früh erkennbaren Rollentausch erkennen, denn schon nach einer kurzen Zeitspanne gelingt es der Hauptfigur Eve, sich aus der Gefangenschaft ihres Peinigers zu befreien und diesen in ihre Gewalt zu bringen. Das wesentlichste Merkmal des Filmes ist jedoch das darauf folgende Verhalten von Eve, denn anstatt sich nun unbarmherzig an ihrem Entführer zu rächen, sinnt sie vielmehr darauf noch andere Mädchen zu befreien, die sich an verschiedenen Orten auch noch in der Gewalt des Peinigers befinden. Die eher unbekannte Schauspielerin Tina Ivlev legt dabei in der Hauptrolle eine durchaus überzeugende Leistung an den Tag und bringt einem ihr Verhalten auf eine glaubwürdige Art und Weise rüber.
Und so bekommt man an dieser Stelle einmal eine ganz andere Art einer Rache Mission serviert, die auf der einen Seite bestimmt erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, auf der anderen Seite aber wie eine kleine Frischzellen Kur des Sub Genres daher kommt. Die Liebhaber der gewohnten harten Kost dürften zumindest auf visueller Ebene anderer Meinung sein, denn im Bezug auf den vorhandenen Härtegrad sollte man die eigenen Erwartungen von Beginn an stark reduzieren. Bis auf wenige blutige Einstellungen kocht man hier nämlich eher auf Sparflamme, dafür setzt die Geschichte allerdings im Kopf des Betrachters eine immens hohe Gewaltspirale in Gang. Das Szenario ist sogar extrem intensiv, nur das man eben nicht die üblichen Gewalt Exzesse und übertrieben dargestellten Vergewaltigungen zu sehen bekommt. Unterstützt wird das Ganze von einer wahrlich erstklassigen Atmosphäre, denn von der ersten bis zur letzten Minute herrscht eine äußerst dreckige und sleazige Grundstimmung vor.
Zudem wurden auch noch kleinere Wendungen in den Plot eingebaut, so nimmt im späteren Verlauf zum Beispiel Eves Freund einen nicht unwichtigen Stellenwert im Geschehen ein. Manch einer wird sich eventuell am offenen Ende des Filmes stören, wobei ich persönlich insbesondere darin eine der größten Stärken von "Rache - Bound to Vengeance" erkenne. Es regt die eigene Fantasie an und bietet Freiraum für eigene Spekulationen, wie sich vor allem die Hauptfigur in der Zukunft verhalten wird. Gleichzeitig könnte man sich nach dem finalen Showdown auch sehr gut vorstellen, das später vielleicht sogar noch Folgefilme heraus kommen könnten, denn irgendwie wird man das unbestimmte Gefühl nicht los, das die Geschichte um die junge Eve längst noch nicht zu Ende erzählt wurde. Wie dem aber auch sei, in der Summe hat mit dieser Beitrag äußerst gut gefallen, denn endlich einmal wurden die normalen Genre Konventionen gehörig auf den Kopf gestellt. Aufgrund dieses Aspektes wird "Rache - Bound to Vengeance" aber auch ganz bestimmt die Meinungen spalten, denn nicht jedem wird dieser unübliche Rape and Revenge Film so gut gefallen wie es bei mir der Fall war.
Fazit:
Regisseur José Manuel Cravioto geht mit seiner Geschichte einmal neue Wege und präsentiert dem Sub Genre damit eine sehr gelungene Auffrischung. Gorehounds werden dabei nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen, wer jedoch einmal den etwas anderen Rape and Revenge Film sehen möchte, der ist hier an der genau richtigen Adresse. Von mir gibt es jedenfalls eine dicke Empfehlung an all jene, die ihr Hauptaugenmerk nicht ausschließlich auf explizite Gewaltdarstellungen legen, sondern gern auch einmal über den Tellerrand hinaus schauen.
8/10